Verhaltensauffälligkeiten, Unarten, Fehlverhalten

Dt. Lachshühner gehören zweifelsohne zu den ruhigsten, zutraulichsten, anhänglichsten und liebenswertesten Vertretern ihrer Art, und erst recht sind sie nicht aggressiv, schon gar nicht gegenüber ihren Menschen.

Hähne sind noch lieber, sanfter und anhänglicher als Hennen, und sie lassen sich mit ein wenig Zuwendung schnell auf eine Bezugsperson prägen.


Sie fliegen nicht und man benötigt kaum Zäune, die höher als 80 cm sind.

Dennoch gibt es auch bei einer so friedfertigen Rasse gelegentlich verhaltensauffällige Tiere, was zumeist in falschen oder zumindest suboptimalen Haltungsbedingungen begründet ist.

1. Federfressen, Federpicken, Bartfressen, Kannibalismus

Federpicken kann man schon bei Küken beobachten. 

Trinkt ein Küken und frisst anschließend Kükenmehl, und bleibt etwas davon im Gefieder hängen, kommt gleich ein Artgenosse und 'reinigt' seinen Kumpel von den Essensresten, evt. gleich mit dem ihm anheftenden Kükenflaum.

Sprießen die ersten blutgefüllten rosa Federkiele, verleitet es gleich die Artgenossen, daran herumzupicken.

ROT nimmt eine Schlüsselstellung für Geflügel ein, es animiert sie dazu, immer weiterzupicken, bis große Wunden an Kopf oder Bürzel entstehen.


Daher sollten blutende Wunden oder angepickte Federn gleich mit einem  Aluminiumspray  (Aloxan Silberspray) eingesprüht werden, um schlimmeres zu verhindern.

Es dient zugleich als Wundverband und schützt vor Infektionen.

Wunden verheilen bei Hühnern rasant schnell.


Die Fütterung mit Pellets verhindert das Bartpicken effektiv.

Ein weiterer Vorteil ist die fehlende Selektion und damit bessere Versorgung mit allen Vitalstoffen.


Weitere Ursachen für Federpicken sind: zu hohe Besatzdichte, zu hohe Temperatur, hohe Ammoniakbelastung, direkte Sonneneinstrahlung, Langeweile, sowie Mangelerscheinungen (Calcium, Vitamin D3, Fettsäuren).

Hier schafft oftmals ein Topf Margarine und Calcium / D3 Substitution für Abhilfe.


Gerade Langeweile führt im Winter dazu, dass aus Lachshühnern schnell Nackthalslachshühnern werden, zum Glück wachsen die Federn schnell wieder nach.

Daher sollte man die Tiere im Winter mit Futterkohl, Äpfeln und Möhren beschäftigen.


2. Eier fressen

Wenn Hühner ihre eigenen Eier fressen, und was man dagegen tun kann.

Irgendwann passiert es das erste mal - ein Huhn frisst sein eigenes Ei. Oftmals geschieht dies, wenn das Ei nach dem Legen zerbricht, sei es, weil schon andere Eier im Nest liegen, oder weil der Untergrund zu schlecht gepolstert ist.

Die Natur ist so ausgelegt, dass nichts verschwendet wird. Und so ist es nur allzu verständlich, dass die Henne diese wertvolle Proteinquelle frisst. Es hat auch einen weiteren Grund: in freier Natur wird auf diese Art und Weise das Gelege bei Brüten sauber gehalten, denn genau so, wie ein zerbrochenes Ei, würde die Hennen auch ein beim Schlupf gestorbenes Küken auffressen. Das hört sich zwar grausam an, aber es dient dem Überleben der eigenen Art, damit sich im Nest keine Keime ausbreiten, und um potentielle Fressfeinde nicht anzulocken.

Doch wenn die Henne erst einmal auf den Geschmack gekommen ist kann es passieren, dass sie gezielt das gelegte Ei zerstört um es zu fressen. Selbst ein Hahn, der auf den Geschmack gekommen ist, kann sich zum Eierfresser entwickeln.

Und wenn sich diese Unart erst einmal etabliert hat, hat man ein großes Problem.

'Kopf ab' heißt es dann bei vielen Hühnerhaltern, doch so radikale Maßnahmen sind eigentlich nicht nötig. Denn genau so, wie die Henne (oder der Hahn) auf den Geschmack gekommen ist, genau so kann man sie auch wieder davon abbringen.

Genügend und ausreichend große, gut gepolsterte Nester in einer ruhigen, nicht zu hellen Umgebung sind eine erste Grundvoraussetzung, auch wenn man feststellen wird, dass einige Nester bevorzugt werden. Manchmal drängen sich bis zu 3 Hennen gleichzeitig in ein Nest, während andere Nester leer sind. Mancher 'Nestersatz' scheint auf den ersten Blick zwar praktisch, ist aber eher ungeeignet (z.B. Katzentoiletten, hier fehlt es vor allem Standfestigkeit).
Rollnester sind eine Alternative, wenn sonst nichts hilft. Hier rollen die Eier nach dem Legen nach hinten weg, und sind unerreichbar für die Henne. Das 'Aus den Augen aus dem Sinn' Prinzip wirkt wahre Wunder.

Wer sich darunter nichts vorstellen kann, hier findet man Rollnester.

Hat man kein Rollnest, so sollte man die Eier so oft wie möglich aus den Nestern entfernen, mindestens jedoch zwei mal täglich. Denn ein Ei, das nicht im Nest liegt, kann auch nicht angepickt werden.

Manche Hennen zerstören die Eier auch aus purer Langeweile, wenn sie z.B. nur im Stall gehalten werden (aufgrund von Stallpflicht oder schlechtem Wetter). Hier hilft es, für Abwechslung zu sorgen. Futterkohl im Stall aufgehängt beschäftigt die Tiere und versorgt sie gleichzeitig noch mit wertvollen Nährstoffen.

Ebenso sollte der Eiweißgehalt des Futters ausreichend hoch sein. Wer viel 'Küchenreste' füttert, senkt damit den Eiweißgehalt des Futters drastisch, denn ein fertiges Futter ist voll bilanziert und enthält alles, was die Tiere benötigen. Legende Hennen benötigen mindestens 17 % Rohprotein, Hähne in der Aufzucht sogar mindestens 23 %.

Auch ein Kalziummangel kann zum Eierfressen führen, denn die Eierschalen werden bei Kalziummangel dünnschalig und zerbrechen leichter, des weiteren wird dann auch die Eierschale gefressen, denn sie enthält viel Kalzium.

Eierschalen sollte man generell nicht an die Hühner verfüttern, denn das könnte sie erst recht zum Eierfressen motivieren. Ein gutes Mineralfutter (wir füttern DHP Multi Mineralien), Grit und im Bedarfsfall (z.B. bei sehr heißen Temperaturen) Calcium Brausetabletten über das Trinkwasser helfen, einem Kalzium Mangel vorzubeugen, oder diesen auszugleichen.

Woran erkennt man einen Eierfresser?

Eine Henne die Eier frisst erkennt man oft daran, dass sie mit Eigelb verklebte Federn am Kopf und an der Brust hat, und auch der Schnabel mit Eigelb verklebt ist. Weiß man, welche Henne die Eier frisst, so sollte man sie vorübergehend von den anderen Hennen separieren, damit sich das Verhalten nicht auf die anderen Tiere überträgt.

Ein Gipsei kann die Henne austricksen, denn wenn sie merkt, dass sie das Ei nicht zerstören kann, lässt das Interesse am Eierpicken oft nach. Führt das nicht zum Erfolg, kann man ein rohes Ei auspusten, und mit einer Spritze mit scharfem Senf, den man mit ein paar Tropfen Chili vermischt hat, befüllen. Hühner mögen keinen Senf, und wenn sie ein paar mal ein solches Ei angepickt und gefressen haben, lässt das Interesse am Eierfressen zumeist  rasch nach.

Sollte gar nichts helfen, kann man der Henne auch eine Hühnerbrille aufsetzen, so fällt es ihr schwerer, das Ei zu fokussieren, da man ihr damit die räumliche Sicht nimmt. 

Mit diesen Methoden hat man eigentlich immer Erfolg, so dass man eine Henne die Eier frisst, nicht zwangsläufig schlachten muss.

3. Aggressives Verhalten

Hühner sind sehr soziale Tiere, die in einer festgelegten Hierarchie leben.

Treffen zwei Hähne aufeinander, die sich nicht kennen, kommt es im Normalfall zu Rangeleien und Aggressionsverhalten. Es wird gedroht, angesprungen, gekämpft und gebissen, was das Zeug hält, bis der Kamm blutet und ein Hahn aufgibt.


Und auch bei den Hennen sieht es nicht besser aus, sie kämpfen manchmal noch schlimmer als die Hähne.

Sie springen sich mit den Füßen und Krallen voran ins Gesicht, reißen sich die Halsfedern heraus und beißen sich Kammzacken ab, nach typischer Zickenmanier, bis die alpha Henne ihren Rang klar demonstriert hat.


Auch eine Glucke, die brütet, oder Küken führt, ist nicht zu unterschätzen. Sie kann recht böse werden, schreien oder auch schon einmal beißen.


Das alles zählt zum ganz normalen Verhalten.

Anders sieht es aus, wenn ein einzelnes Tier sich ungewohnt aggressiv gegenüber Menschen und Tieren verhält, ohne dass es schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, und die Haltungsbedingungen einwandfrei sind.

Ein solches Verhalten ist vermutlich in den Genen fixiert und vererbt sich u.U. weiter. 

Daher sollte man mit einem solch aggressiven Tier nicht züchten.

Ein 'normal' frecher Hahn ist hingegen zumeist ein guter Beschützer seiner Herde und befruchtet auch gut.