Fütterungsfehler und die gravierenden Folgen

Warum Haferflocken kein gesundes Hühnerfutter sind, eine reine Körnerfütterung Hühner krank macht und Küken kein Legemehl fressen sollen.

 

Was ist die ideale Ernährung für ein Huhn?

Ein Alleinfutter oder auch ein Ergänzungsfuttermittel? Oder eine Kombination aus beidem? Und worin besteht der Unterschied  bei den verschiedenen Futtermitteln?

 

Ein Alleinfutter (Pellets oder Mehl) ist voll bilanziert, das bedeutet, es enthält alles, was das Huhn benötigt, in der richtigen Zusammensetzung und der optimalen Menge. Es braucht und sollte im Idealfall auch nicht mit anderen Futtermitteln ergänzt werden. 

 

Hühner haben eine vergleichsweise komplexe Verdauung, daher ist das Alleinfutter so konzipiert, dass es durch die optimale Zusammenstellung von verschiedenen Körnern, Sämereien, Leguminosen wie Erbsen, Luzerne, oder Sojabohnen, Vitaminen, Mineralstoffen, Grit und anderen Futterkomponenten wie z.B. Insekten genau diesen Ansprüchen gerecht wird, und nicht zuletzt auch vom Huhn optimal verwertet werden kann. 

 

Ein durchschnittliche großes Huhn benötigt jeden Tag ca. 120 g Futter, mit ungefähr 38 unterschiedlichen Nährstoffen, und jeden Nährstoff davon in einer bestimmten Menge. Kleine Hühner benötigen weniger Futter, große ein wenig mehr. Küken benötigen mit ca. 50 g Futter pro Tag im Verhältnis zum Körpergewicht überdurchschnittlich viel Futter, ebenso alte und kranke Tiere, oder allgemein während der kalten Jahreszeit.

 

Es ist wichtig, dass ein Huhn ein auf sein Lebensalter zugeschnittenes Alleinfutter bekommt, denn Küken benötigen ein anderes Futter als erwachsene TIere, Junghähne in der Aufzucht ein anderes als Junghennen, und wiederum Zuchttiere benötigen ein Futter, dass die optimale Entwicklung des Kükens im Ei gewährleistet.

 

Einzelsaaten wie Mais, Hafer, Gerste oder auch Körnermischungen hingegen sind nur Ergänzungsfuttermittel, das, wenn überhaupt, einen max. Anteil an der Fütterung von 20 % nicht überschreiten sollte, um die Nährstoffe des bilanzierten Futter nicht zu sehr zu verdünnen, und negative Effekte auf die Verdauung zu verhindern.

Des weiteren reicht eine reine Körnerfütterung nicht aus, um den Bedarf des Tieres an Nährstoffen zu decken.

 

Hühner legen Eier, und alle verwertbaren Nährstoffe, vor allen Dingen das Eiweiß, die Vitamine und Mineralstoffe, werden zuerst in das Ei eingebaut, um die Reproduktion sicherzustellen, und dann erst dem eigenen Organismus zugeführt. Wird ein Huhn nun mangelernährt, baut es die wenigen ihm zur Verfügung gestellten Nährstoffe auch noch zuerst in das Ei ein. Reicht es auch dafür nicht mehr aus, lässt auch die Eiqualität nach. Daher benötigen Legehennen essentiell ein komplettes Legehennenfutter (Alleinfutter), um den hohen Bedarf an Nährstoffen sicherzustellen, damit sie gesund und vital bleiben.

 

Genau so wie mit den Körnern verhält es sich auch mit Haferflocken, wobei diese noch eine andere Besonderheit aufweisen.

 

Durch Haferflocken wird die Nährstoffdichte nicht nur 'verdünnt', d.h. die essentielle Nährstoffe werden verringert, Haferflocken führen auch aufgrund eines anderen Mechanismus zu einem Nährstoffdefizit.

 

Während sich der niedrige Calcium- und Phosphorgehalt in den Haferflocken allein schon negativ in Form von dünnschaligen Eiern und Knochenentkalkung auswirken kann, was sich besonders kritisch  in Phasen erhöhten Bedarfs wie Wachstum, Mauser oder Kälte darstellt, ist das im Hafer enthaltene Beta-Glucan, ein löslicher Ballaststoff, für Hühner ein Anti-Nutritiver Faktor (" Anti-Ernährungsfaktor"), der ausgesprochen schädlich ist, im schlimmsten Fall sogar tödlich. Das betrifft sowohl den Hafer als auch Haferflocken.

 

Doch was ist eigentlich Beta-Glucan?

 

Beta-Glucane (β-Glucane) / Glucane mit β-glycosidischer Bindung sind eine Gruppe von hochmolekularen β-D-Glucose-Polysacchariden, welche u.a. in den Zellwänden von Getreide  vorkommen. 

Beta-Glucane aus Getreide bestehen aus β-1,3- und β-1,4-verknüpften D-Glucopyranose-Einheiten. Die Beta-Glucane im Hafer konzentrieren sich in der Subaleuronschicht (Randschicht vom Getreidekorn).

 

Beta-glycosidische Bindungen können von Hühnern nicht verstoffwechselt werden, da sie keine Enzyme zur Spaltung der β-glycosidischen Bindung besitzen. 

 

Das für Hühner unverdauliche Beta-Glucan aus dem Hafer bindet sich im Darm mit Wasser, was zur Bildung von Gelen führt, die die Viskosität des Darminhalts erhöhen, den Darminhalt verdicken und die richtige Verdauung der Nahrung und Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung verhindern, während das für das Huhn schädliche Beta-Glucan im Körper verbleibt.

 

Das Beta-Glucan reduziert nicht nur die Verfügbarkeit und Aufnahme anderer wichtiger Nährstoffe aus dem Futter, es kann auch eine bakterielle, nekrotische Enteritis auslösen, die die Darmwand des Huhns zerstört.

Dazu reichen im ungünstigsten Fall schon relativ geringe Mengen an Beta-Glucan.

 

In der Folge kommt es zu dickem, klebrigen Kot mit einem hohen Wasseranteil, was die Grundlage für weitere Gesundheitsrisiken wie Fußballenabszesse oder Atemwegserkrankungen der Tiere schafft, da die feuchte Einstreu das  Wachstum von Krankheitserregern begünstigt.

 

In Körnermischungen ist auch Hafer enthalten, warum schadet dieser den Hühnern nicht?

 

Hafer findet sich neben anderen NSP-haltigen (Nicht-Stärke-Polysaccharide-haltigen) Getreidearten wie Gerste oder Triticale, auch in vielen Futtermischungen für Geflügel.

Diese Getreidearten enthält ca. 10–17 % für Hühner unverdauliche NSP, Restkohlenhydrate und Zellwandbestandteile.

Diesen werden jedoch NSP-Enzyme (Nicht-Stärke-Polysaccharide-Enzyme) wie Beta-Glucanase zugesetzt, die die für Hühner schädlichen glykosidischen Bindungen spalten, und die schwer verdaulichen Kohlenhydrate aufschließen. 

 

Dadurch wird die Nährstoffverfügbarkeit deutlich erhöht, und eine Schädigung des Darms verhindert.

Als Nebeneffekt wird auch noch die Stickstoffausscheidung reduziert, die Zusammensetzung der Darmflora positiv beeinflusst und der antinutritive Effekt aufgehoben.

 

WICHTIG

NSP-Enzymen dürfen ökologischem Hühnerfutter (Bio Futter) nicht zugesetzt werden, was den Einsatz an NSP-haltigem Getreide limitiert.

 

Fazit:

Ein nährstoffreiches Futter, jederzeit frisches Wasser, sowie ein sauberer, milben- und zugluftfreier Stall gewährleisten die Grundlage für gesunde Tiere.

Die folgende Tabelle veranschaulicht den Unterschied in Bezug auf die Analytischen Bestandteile, Vitamine und Spurenelemente zwischen Garvo 717 Elterntierpellets, 731 Legepellet, 702 Kükenpellet, 1080 Alfamix Küken Premiumkükenfutter und Haferflocken.

 

Analytische Bestandteile, Zusatzstoffe (Vitamine, Mineralstoff) / kg

  717 Elterntierpellets 731Legepellets 702 Kükenpellets 1080 Alfamix Küken Haferflocken
Rohprotein 17,7 % 15,1 % 18,8 % 19,4 % 12,2 %
Rohfett 4,1 % 3,8 % 4,7 % 3,9 % 6,6 %
Rohfaser 4,1 % 4,4 % 5,0 % 5,5 % 2,0 %
Rohasche 11,9 % 12,6 % 6,3 % 6,9 % 1,9 %
Calcium 31,71 g 29,68 g 11,14 g 11,03 g 0,16 g
Phosphor 6,8 g 6,02 g 6,55 g 6,76 g 3,25 g
Natrium 1,6 g 1,49 g 1,59 g 1,7 g 0,02 g
Lysin 8,57 g 7,14 g 8,94 g 9,84 g 5,0 g
Methionin 3,45 g 3,51 g 4,12 g 4,31 g 2,4 g
Vitamin A 10000 IE 10000 IE 10000 IE 10000 IE -
Vitamin D3 2000 IE 2000 IE 2000 IE 2000 IE -
Vitamin E 83 mg 52 mg 87 mg 86 mg 8,0 mg

Kupfer

14 mg 9 mg 14 mg 13 mg 0,41 mg

Zink

47 mg 31 mg 47 mg 47 mg 36,4 mg
Mangan 95 mg 61 mg 95 mg 94 mg 49,34 mg
Eisen 68 mg 44 mg 68 mg 67 mg 44,4 mg
Jod 1 mg 1 mg 1 mg 1 mg 0,008 mg
 Selen 0,15 mg 0,1 mg 0,15 mg 0,15 mg  0,097 mg
Beta-Glucan         45 g

 Haferflocken enthalten mit 4,5 g / 100 g Beta-Glucan einen anti-nutritiven Faktor in der Geflügelernährung.

(Anti-Ernährungsfaktor: Beta-Glucan) 

Eine besondere Situation in Bezug auf die Fütterung ergibt sich, wenn Tiere unterschiedlichen Alters zusammen gefüttert werden (müssen), zum Beispiel bei einer Glucke, die Küken führt.

 

Hier gibt es eine einfache Regel: man orientiert sich bei der Fütterung einer gemischt altrigen Gruppe immer an den jüngsten Tieren, und das hat auch seinen Grund, denn gerade Küken benötigen von Anfang an eine angemessene Nährstoffzufuhr.

 

Man könnte meinen, dass sich Kükenfutter (z.B. 702) und ein Alleinfutter für Hennen (z.B. 717) in der Zusammensetzung nicht großartig unterscheiden. Und schaut man sie die Zusammensetzung an, unterstützt das primär diesen Gedanken.


Garvo 717 Elterntierpellet enthält: Mais, Soja-extr.schrot aus geschälter Saat dampferhitzt, Weizen, Gerste, Maiskleberfutter, Muschelgritt, Luzernegrünmehl, Kalksteine, Soja Öl, Bierhefe, Lecithin, organische Säuren, Rapsextraktionsschrot.

Garvo 702 Kükenpellet enthält: Mais, Soja-extr.schrot aus geschälter Saat dampferhitzt, Weizen, Maiskleberfutter, Luzernegrünmehl, Soja Öl, Bierhefe, Muschelgritt, Lecithin, organische Säuren

 

Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob das 702 Kükenpellet nur keine Gerste und keine Kalksteine enthält, und ansonsten gleich ist, doch wenn man die Analyse betrachtet, erkennt man die wesentlichen Unterschiede.

 

Während das 717 Elterntierpellet 31,71 g Calcium / kg Futter enthält, finden sich im 702 Kükenpellet gerade einmal 11,14 g.

 

Doch würde es einem Küken schaden, wenn es nun zu viel Calcium aufnimmt? 

Schließlich ist ein Küken im Wachstum und benötigt Calcium für den Aufbau der Knochen. Das stimmt.

Ein Küken benötigt ca. 1 % Calciumanteil im Futter für den Aufbau von starken Knochen. Das Verhältnis von Calcium zu Phosphor sollte dazu bei 2 : 1 liegen. Der Calciumgehalt sollte etwas über dem vom Phosphor liegen, weil es ansonsten zu einer Entmineralisierung des Skelettes kommt.

Liegt der Calciumanteil im Futter deutlich über dem notwendigen Maß, kommt es aber zu einer paradoxen Reaktion, und die Knochen werden weich, und es kommt zu irreversiblen Nierenschäden beim Küken.

 

Auch beim Rohasche Anteil sieht man einen deutlichen Unterschied:

mit 11,9 % liegt der Rohasche Anteil im 717 Elterntierpellt ca. doppelt so hoch wie mit 6,3 % im 702 Kükenpellet.

Doch was ist eigentlich Rohasche?

Verbrennt man das Futter, werden Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett komplett verbrannt. Übrig bleibt Asche, diese besteht aus Mineralstoffen und Spurenelementen. Je höher also der Mineralstoffgehalt des Futters ist, desto höher ist auch der Anteil an Rohasche. Im Umkehrschluss könnte man auch sagen: je höher der Rohaschegehalt des Futters ist, desto höher ist das Futter mineralisiert. Und da das 717 Elterntierpellet einen hohen Calciumgehalt aufweist, ist auch der Rohaschegehalt dieses Futters höher.

 

Doch schadet es der Henne nicht, wenn sie nun das Calciumreduzierte Futter der Küken frisst?

Schließlich benötigt eine Henne ca. 5 g Calcium am Tag für die Eierproduktion, den Erhalt von festen Knochen und für andere Stoffwechselfunktionen. Würden die Eierschalen dann nicht zwangsläufig brüchig oder die Henne krank?

 

Zum einen legt eine Henne die Küken hat keine Eier, so lange sie die Küken führt. Zum anderen ist der Zeitraum übersichtlich, und die Henne zehrt vorübergehend aus ihren Calciumreserven, die sie, sobald sie wieder ausreichend Calcium aufnimmt, wieder auffüllt. Der Schaden für die Henne ist geringer als für ein Küken, dass zuviel Calcium aufnimmt.

 

Küken benötigen neben einem gemäßigten Anteil von Calcium im Futter ca. 18 % Rohprotein. Bei Küken großer Rassen, die ab einem bestimmten Alter langsamer wachsen sollen, kann man den Proteingehalt mit Kükengrütze senken,  damit Gelenke und Organe bei der Muskelentwicklung auch mithalten können. 

 

Fazit: eine Glucke darf gerne Kükenfutter fressen, ein Küken sollte aber auf keinen Fall Legemehl bekommen.