Brutfehler

Warum schlüpfen nicht alle Küken?

Die Ursachen können vielfältig sein, sie können in der Rasse begründet sein (Letalfaktoren, zu wenig frisches Blut, Inzucht), in Fütterungsfehlern der Elterntiere (zu eiweißreich, über- oder unterernährte Elterntiere, Vitamin- und Mineralstoffmangel etc.), der falschen Lagerung der Bruteier (zu warm, zu kalt, zu lange), Fehlern bei der Bebrütung der Eier (zu warm, zu kalt, zu trocken, zu feucht), einer Verkeimung der Brutmaschine, Infektionen im Brutei, einem unsensiblen Umgang mit den Bruteiern (starkem Rütteln) - oder die Eier waren schlichtweg unbefruchtet.

Aber auch ein zu schnelles Verbringen der Bruteier von der Lagertemperatur (11-12) in den Brutraum führt zu einem schlechten Schlupfergebnis und einem massenhaften Absterben der Embryonen.

Die Ursachen können also sehr unterschiedlicher Natur sein, und der Embryo kann während jeder Brutphase absterben, jedoch zeigt sich eine Häufung der Embryonensterblichkeit kurz vor dem eigentlichen Schlupftermin.

Den Todeseintritt kann man bestimmen, indem man die Eier untersucht, aus denen keine Küken geschlüpft sind. Anhand des Entwicklungsstands der Küken sieht man, zu welchem Zeitpunkt sie gestorben sind.

1. Tod in der ersten Woche

Ursachen:

  • Unterkühlen oder Überhitzen der Bruteier vor dem Sammeln, während der Lagerung oder während des Bebrütens
  • fehlendes oder unzureichendes Drehen während der Lagerung oder der Brut (führt zum Ankleben des Embryos an der Wand)
  • Virusinfektionen
  • Vitamin-E-Mangel

2. Tod in der zweiten Woche

alles, was den Embryo in der ersten Woche töten kann, kann ihn zu diesem Zeitpunkt so schädigen, dass er erst zu einem späteren Zeitpunkt stirbt.

Ursachen:

  • Unterkühlen oder Überhitzen der Bruteier in der Maschine
  • starke Temperaturschwankungen
  • zu niedrige oder zu hohe Luftfeuchtigkeit
  • starke Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit
  • fehlendes oder unzureichendes Drehen der Bruteier
  • Vitaminmangel bei den Elterntieren
  • ungenügende Desinfektion der Brutmaschine
  • Überhitzung oder Unterkühlung beim Schieren oder Umlegen
  • zu wenig Sauerstoff, unzureichende Luftzirkulation

3. Tod in der dritten Woche

ein geringer Fehler beim Einsetzen des Bruteies in der Maschine bedingt zumeist ein Sterben des Embryos in der dritten Woche.

Ursachen:

  • Unterkühlen oder Überhitzen der Bruteier in der Maschine
  • starke Temperaturschwankungen
  • zu niedrige oder zu hohe Luftfeuchtigkeit
  • starke Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit
  • fehlendes oder unzureichendes Drehen der Bruteier
  • Überhitzung oder Unterkühlung beim Schieren oder Umlegen
  • zu wenig Sauerstoff, unzureichende Luftzirkulation
  • Fehlstellung des Kükens (das Küken liegt in der falschen Stellung im Ei)

3.1 Tod vor Einsetzen der Lungenatmung

Der Wechsel von der Allantoisatmung auf die Lungenatmung, ausgelöst durch den Anstieg des Kohlendioxidgehaltes im Blut, ist einer der größten Schritte in der Entwicklung des Embryos. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Embryo für seinen Gasaustausch vollständig auf die Zirkulation der Allantois abhängig. Kurz vor dem Schlupf beginnt die Luftzirkulation in den Lungen, die Allantois verschließt sich. Der Kopf des Kükens liegt am stumpfen Ende des Eies, der Schwanz zur Eispitze. Der Kopf des Embryos befindet sich jetzt unter dem rechten Flügel, und der Schnabel stößt in die Luftkammer vor. Das Küken beginnt zu atmen.

Kommt es bei diesem Vorgang zu Problemen, liegt der Embryo falsch im Ei, oder haftet er an der Schale an, stirbt er, bevor die Atmung einsetzt.

3.2. Tod nach Einsetzen der Lungenatmung

= Tod in der Schale

Hier hat das Küken bereits mit der Atmung begonnen. Entweder pickt das Küken die Schale erst gar nicht an, oder es hat die Schale bereits angepickt, und stirbt dann. Auch hier kann die Todesursache in einem Anhaften an der Schale oder einer schlechten Bebrütung liegen, oder das Küken ist einfach zu schwach.

 

Achtung:

Ein hoher Prozentsatz gesunder Küken stirbt in diesem Stadion, wenn die Küken beim Umsetzen in den Schlupfbrüter unterkühlen oder zu stark geschüttelt werden.

Falsche Schlupfbedingungen (zu hohe Temperatur und zu geringe Luftfeuchtigkeit) verhindern ebenso das Schlüpfen ansonsten gesunder Küken.

Man sollte während des Schlupfes NIEMALS die Brutmaschine vor dem Ende des Schlupfes öffnen, da durch wiederholtes Öffnen der Maschine das Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsgefüge zusammenbricht!!!

Tod nach Einsetzen der Lungenatmung. Der Dottersack ist nicht eingezogen. Das Ei wurde am Tag nach dem Schlupfende geöffnet.

Ich habe den Kopf des Kükens, der unter dem rechten Flügel lag, ein wenig reponiert, damit man das Küken in seiner Lage besser erkennen kann.

Physiologische Lage des Kükens von beiden Seiten aus betrachtet.


Wie schon festgestellt, können bei der Kunstbrut viele Fehler passieren, und oftmals fragt man sich, warum aus dem Ei kein Küken geschlüpft ist. Dafür gibt es dann Antworten, wenn man sich über die Ursachen bewusst wird. Dazu ist es wichtig, auch einmal ein Ei zu öffnen, aus dem KEIN Küken geschlüpft ist. Anhand des Entwicklungsstadiums, in dem das Küken abgestorben ist, lassen sich Rückschlüsse auf die Ursache ziehen. Oder evt. sieht man, dass sich gar kein Küken im Ei befindet. Dann ist die Lage natürlich eindeutig: das Ei war entweder nicht befruchtet, oder es hat sich trotz Befruchtung nicht entwickelt. Denn nicht jedes befruchtete Ei entwickelt sich auch. 

In der nun folgenden Tabelle finden sich einige mögliche Ursachen, deren Folgen und die evt. Behebung der Ursachen.