Urban Chickenkeeping - Hühnerhaltung in der Stadt

Trendhaustier Huhn. Hühner als Haustiere im Garten werden immer beliebter, denn hier hat man sowohl die Kontrolle über das Tierwohl als auch über eine artgerechte Haltung, bei der die Tiere ihr natürliches Verhalten soweit wie möglich ausleben können und erhält ganz nebenbei noch leckere Eier. Im Fokus steht eine gute Beziehung zwischen Mensch und Tier bei der der Nutzen eindeutig den Aufwand übersteigt. 

Hühner gehören zu den ältesten Nutztieren und wurden im Laufe der Zeit an die Bedürfnisse des Menschen durch Züchtung angepasst. Während ursprüngliche Hühnerrassen durchschnittlich 30 Eier pro Jahr legen, 'produzieren' die auf Höchstleistung gezüchteten Hennen der Eierindustrie (Legehybriden) über 300 Eier pro Jahr, was einen enormen Kraftakt für den Körper der Tiere darstellt, und letztendlich zu gesundheitlichen Problemen führt. 

Wer die Eierindustrie und das Tierleid nicht mehr unterstützen möchte, sieht eine Alternative in der privaten Hobbyhühnerhaltung. Aber auch hier gibt es einiges zu beachten.

Hobbyhaltung und Kleinbestände

Die Anschaffung von Hühnern sollte gut überlegt und vorbereitet sein, daher sollte man auf Spontankäufe, auch aus Mitleid, besser verzichten. Sind Stall und Auslauf vorbereitet, und verfügt man über eine gewisse Toleranz, dass der Garten durch die Hühner nach deren Vorstellung umgestaltet wird, ist für Anfänger das Frühjahr der ideale Zeitpunkt, um mit der Hühnerhaltung zu beginnen, auch wenn es prinzipiell möglich ist, zu jedem Zeitpunkt im Jahr mit der Hühnerhaltung zu starten. 

1. Voraussetzungen

  • Eigenes Grundstück, Mietgrundstück, Lage, Genehmigung notwendig (Vermieter, Landschaftsschutzgebiet)
  • genug Platz für Stall und Auslauf, evt. eine Voliere für Stallpflicht bei Vogelgrippe
  • Wasser und Strom für Licht und Tränkenwärmer im Winter in Stallnähe 
  • Zustimmung der Nachbarn und des Vermieters (auch Hennen machen Lärm)
  • Kleintierzuchtanlage als Alternative zur Hühnerhaltung am eigenen Haus
  • Anmeldung bei der Stadt
  • Anmeldung beim Kreisveterinäramt (bei uns ist die Stadt Recklinghausenzuständig)
  • https://www.kreis-re.de/Inhalte/Buergerservice/Umwelt_und_Tiere/Veterinaerwesen/Tierschutz.asp
  • Vogelgrippe Info: https://www.kreis-re.de/inhalte/buergerservice/umwelt_und_tiere/veterinaerwesen/Tierseuchen.asp
  • Anmeldung bei der Tierseuchenkasse (für Hühnerhalter in NRW ist Münster zuständig)
  • Neuanmeldung: https://nw.agrodata.de/newreg-nw
  • https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierseuchenkasse/
  • Regelmäßige Verpflichtungen (täglich füttern, Tränken reinigen und befüllen, reinigen vom Stall, Inspektion der Tiere, Urlaubsvertretung im Verhinderungsfall, Kosten)
  • Aufwendungen für regelmäßige Ausgaben wie Futter und für gelegentliche Ausgaben wie Reparaturen
  • Tierarzt (Kosten / Zeitaufwand für regelmäßiges Impfen und Entwurmen, Rücklage für Kosten bei Krankheit)

Allgemeine Meldepflicht für Hühnerhalter und Impfpflicht gegen Newcastle Disease)

Jeder Halter von Hühnern ist verpflichtet, seinen Tierbestand unter Angabe seines Namens, seiner Adresse, der Art und der Anzahl der im Jahresdurchschnitt gehaltenen Tiere zusammen mit seiner von der Tierseuchenkasse erteilten Registriernummer bei der Stadt, beim zuständigen Veterinäramt und bei der Tierseuchenkasse zu melden. Dies gilt auch für Hobbyhalter, die die Tiere nicht aus wirtschaftlichen Gründen halten und unabhängig von der Bestandsgröße. Die Meldung bei der Tierseuchenkasse (TSK) erfolgt jährlich.

Alle Tiere sind gemäß den gesetzlichen Vorgaben regelmäßig gegen die Newcastle Disease durch einen Tierarzt impfen zu lassen.

2. Stall und Auslauf

  • Hühnerstall in angemessener Größe für die Tierzahl (3-9 Tiere pro 1 qm Grundfläche in Abhängigkeit von Rasse und Größe der Tiere)
  • möchte / kann man selber bauen und muss man evt. einen Bauantrag stellen
  • kommt ein Fertigstall, ein Gartenhaus aus Holz, gemauerter Stall aus Stein, ein pflegeleichter, beweglicher Kunststoffstall z.B. von Omlet, ein Mobilstall oder ein kleiner Bauwagen in Frage
  • Fenster, Türen sollten vergittert sein, zur Luftzirkulation im Sommer und zum Schutz vor Schadnagern und Wildvögeln
  • Isolierung ja oder nein, in Abhängigkeit von Region, Lage und Hühnerrasse (Serama benötigen Wärme im Winter, die meisten Hühner jedoch nicht, Isolierung bietet Milben einen guten Unterschlupf)
  • ist die Bauform Fuchs- und Mardersicher, Schadnagersicher (Ratten, Mäuse)
  • automatische Klappe oder besser nicht (Hühner können ungewollt ausgesperrt werden, evt. Kontrolle durch Kamera)
  • Inneneinrichtung (Stange, Kotbrett, Nester, Futterautomat, Futterrinne, Tränke)
  • Einstreu (Softcell, Holzspäne, gehäckseltes Stroh, Hanf, Heu, Tiefbett, Waldboden, Vor- und Nachteile)
  • Reinigung, Desinfektion, Milbenprophylaxe, EM
  • Voliere oder anders gesicherter, eingezäunter und überdachter oder vernetzter Auslauf mit Sandboden
  • Freilauf auf der Wiese (20 qm pro Huhn sind ideal)
  • Bepflanzung mit Bäumen, Sträuchern, Blumenbeeten (nichts wird verschont), Vorsicht: keine Giftpflanzen wie Buchsbaum, Clematis, Eibe, Efeu, Fingerhut, Hortensie, Hyazinthe, Rhododendron, aber auch Auberginen, Avocado und das Grün und die unreifen Früchte von Nachtschattengewächsen (Solanin) wie Tomaten, Paprika, Kartoffeln.

Die Grundausstattung für die Hühnerhaltung

Der Hühnerstall sollte über Tageslicht mit einem vergitterten Fenster, oder einer vergitterten Tür und über eine Grundfläche von mind. 2,5 qm verfügen. Im Idealfall ist 2 m hoch, so dass man bequem darin stehen kann. Das erleichtert nicht  nur die Reinigung, sondern sorgt aufgrund des Volumens auch für eine ausreichende Luftzirkulation, und verhindert im Sommer ein schnelles Aufheizen. Die Bodenfläche dient als Scharrbereich, der mit einem geeigneten Material eingestreut wird (Softcell, Holzspäne, gehäckseltes Stroh, Hanf).

Die Sitzstange sollte in Abhängigkeit von der Rasse 5 - 10  cm breit sein (hier eignet sich ein leicht abgerundetes Kantholz), 20 cm Sitzfläche pro Tier aufweisen und in einer Höhe von 50 cm ab Boden angebracht sein. Unter der Ein Kotbrett unter der Stange sorgt für Hygiene, dieses lässt sich morgens schnell reinigen, und gibt Aufschluss über den Gesundheitszustand der Tiere, wie auch einen möglichen Wurmbefall oder Durchfall.

Zur Grundausstattung gehört ein eingestreutes Legenest mit einer Größe von 25 x 35 cm je 7 Hennen in einem geschützten und Idealfall leicht abgedunkelten Bereich, sowie eine leicht erhöht stehende Wassertränke und ein oder mehrere Futterspender. Die Kantenlänge der Futtertröge darf je Henne bei Verwendung von Längströgen zehn Zentimeter und bei Verwendung von Rundtrögen vier Zentimeter nicht unterschreiten. Im Idealfall führt der Auslauf vom Stall in einen mindestens 4 qm großen Schlechtwetterauslauf / eine überdachte Voliere, die die Tiere gleichzeitig vor Beutegreifern schützt mit einem sich anschließenden Grünauslauf (mind. 10 qm pro Tier) mit Bäumen und Sträuchern als Deckung und Schutz vor Witterung.

Hühner schätzen ein feinkörniges Sandbad, ziehen aber im Allgemeinen, falls vorhanden, ein trockenes Staubbad geschützt unter Sträuchern oder Bäumen vor.

 

Bei behördlich verordneter Stallpflicht aufgrund von Vogelgrippe besteht ein Freilaufverbot. Dieses sollte man bei der Bauplanung berücksichtigen und bereits von Anfang an eine überdachte Voliere mit einplanen, um den Kontakt zwischen Hühnern und Wildvögeln effizient verhindern zu können.

 

Sinnvolles Zubehör: eine Transportbox für Hühner für den Transport zum Tierarzt, ein separates Abteil für ein verletztes / krankes Tier oder später Küken, eine Wärmelampe, ein mobiler Zaun für Wechselgehege, ein elektrischer Türpförtner und - dringende Empfehlung - eine Überwachungskamera, mit der man kontrollieren kann, ob alle Hühner im Stall sind, wenn der Türpförtner den Stall verschlossen hat, damit kein Tier ungewollt ausgesperrt wird.

 

TIPP: Hühner dürfen nur im Stall gefüttert werden, um eine Kontamination mit Krankheitskeimen von Futter durch Wildvögel zu unterbinden. Dieses dient der Seuchenprävention und wird in Deutschland durch die sog. Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung - TierSchNutztV) geregelt.

Das Tränken von Hühnern im Freilauf ist erlaubt.

 

3. Auswahl der Tiere

  • Im Fokus: die Nutzungsform der Hühner
  • für Selbstversorger (viele Eier - Legehybriden (Aspekt: Tierleid), Eier und Fleisch - robuste Zwiehühner einer alten Nutztierrasse
  • Züchter (Rassehühner / Rasseerhalt - altes Kulturgut)
  • Kuschelhuhnhalter (zutrauliches Haustier - ruhige schwere Hühnerrasse)
  • vertragen sich verschiedene Hühnerrassen in einem Stall ('gleich und gleich gesellt sich gern')
  • Rettungshühner - aus Ausstallungen von Legebetrieben / Massentierhaltung und Bauernhöfen. Man kann den Tieren ein schönes Restleben ermöglichen, man muss sich aber über das Tierleid was sie erfahren haben bewusst sein, und dass es sich um Hochleistungstiere handelt, die besondere Bedürfnisse haben. Die Tiere wurden nicht nur ausgebeutet, und können zum Zeitpunkt der Ausstallung schlimm aussehen, sie können u.U. auch keine lange Lebenserwartung mehr haben. Etliche Tiere erholen sich jedoch gut von der Intensivhaltung und legen auch noch recht lange.
  • Cave: bei der Auswahl von Junghennen "Rassen" mit Tierleid und Qualzucht vermeiden, z.B. einseitige, hochspezialisierte Zucht auf hohe Legeleistung und Fleischansatz (Lege- und Masthybriden), Rassen mit Letalfaktor oder Qualzuchtmerkmalen wie Protuberanz, eine übergroße Haube die die Sicht behindert oder Federanomalien wie ein starkes Struppgefieder ("Überstruppung"), das die Funktion, den Körper zu wärmen nicht mehr erfüllt
  • Welche Rassen sind anfängertauglich: robuste, vitale, winterharte Rassen die aufgrund ihrer Merkmale keine Einschränkungen oder besondere Pflegebedürfnisse haben
  • Großrasse oder Zwerghühner (wie viel Platz hat man)
  • Aussehen, Wesen / Zutraulichkeit, Legeleistung, Eierfarbe (Araucana - grüne Eier, Marans - schokobraune Eier, rotbraun - Zwergwelsumer, türkis / hellblau - Cream Legbar)
  • Flugfähig und agil, oder lieber schwer und gemütlich
  • was ist möglich, was macht Sinn. Hahn und Hennen, oder eine reine Hennengruppe
  • Lebenserwartung (ein Rassehuhn wird älter als eine Legehybride, ein Zwerghuhn wird älter als die entsprechende Großrasse)
  • Befinden sich kleine Kinder im Haushalt, kommt eine sehr lebhafte Rasse und ein aggressiver Hahn nicht in Frage
  • Herkunft: Hühnerwagen, stationärer Händler, Internet, Kleinanzeigen, Züchter oder Hobbyhalter
  • Bruteier, Küken, junge oder ausgewachsene Tiere
  • was kostet ein Huhn? (15 € Legehybride, 50-80 € Rassehuhn)
  • Anfängerrassen: Araucana 180 grünblaue Eier (neugierig, agil, fleißige Futterverwerter, fliegen gut), Bielefelder 200 weiße Eier (ruhig und robust), Barnevelder 180 braune Eier (flugfaul, friedlich, robust), Dt. Sperber 180 weiße Eier (lebhaft und robust), Marans 180 schokobraune Eier (ruhig und friedlich), Vorwerk 100 cremeweiße Eier (zutraulich, gutmütig und robust), Wyandotten 180 cremweiße Eier (flugfaul, freundlich und sehr zutraulich), Seidenhühner 80 helle Eier (sehr zutraulich, freundlich, zahm und robust), Paduaner 120 weiße Eier  (sehr zutraulich, freundlich, zahm).
  • Lachshühner, Brahma, Orpington und Cochin sind extrem zutraulich, friedlich und flugfaul, stellen aber gewisse Anforderungen an die Haltung und legen wenig Eier (zw. 80 und 150 Eier)

Kleinanzeigen, Internet, Hühnerwagen, Stationärer Handel, Züchter oder Hobbyhalter

Wo sollte man seine Hühner kaufen? 

Bevor man Hühner kauft, sollte man das Angebot genau prüfen und kritisch hinterfragen, denn der Markt ist groß, und nicht überall wird man gut beraten.

Ein seriöser Rassegeflügelzüchter führt ein Zuchtbuch, und gibt gern Auskunft über die Ansprüche der Rasse, die Aufzucht der Tiere, vorhandene und notwendige Impfungen, die richtige Fütterung und die artgerechte Haltung.

Bei einem seriösen Züchter leben die Tiere in kleinen Gruppen in einem sauberen, tiergerecht strukturierten Stall mit Legenestern, Sitzstange und Kotbrett, haben Zugang zu Volieren oder Weideflächen und machen einen vitalen und gesunden Eindruck. Das primäre Zuchtziel eines seriösen Züchters sind gesunde, charakterstarke Tiere mit einem rassetypischen Aussehen.

Beim Züchter gibt es Bruteier, Küken, junge oder ausgewachsene Hühner. Bruteier sind nur bedingt für Anfänger geeignet, denn man benötigt fundierte Kenntnisse über die Bedienung der Brutmaschine und die Aufzucht von Küken, spezielles Zubehör für die Aufzucht, wie einen Kükenstall und eine Wärmeplatte und einen Tierarzt, der die ersten Impfungen bei den Küken durchführt. Schlüpfen viele Hahnenküken, muss man für diese ein neues Zuhause finden, wenn man kein Selbstversorger ist. Daher sind ausgewachsene Hühner für den Einstieg oft die beste Wahl.

 

Kauft man Tiere aus einer  Hobbyzucht, erhält man selten eine fundierte Beratung und weiß im Allgemeinen nichts über die Charaktereigenschaften der Tiere. Wird kein Zuchtbuch geführt, kann es auch zu Inzucht kommen, was oft später zu gesundheitlichen Problemen führt.

 

Wir raten dringend vom Kauf von Tieren aus dem Ausland ab, da in jedem Land andere Vorschriften herrschen, auch in Bezug auf Impfungen. So ist in Deutschland die Impfung gegen die NewCastle Krankheit verpflichtend, in der Schweiz hingegen ist sie sogar verboten, da man geimpfte Tiere anhand von Laborparametern bei einer Blutuntersuchung nicht von Tieren unterscheiden kann, die Antikörper aufgrund einer Infektion erworben haben oder sogar latent akut erkrankt sind. Für den Import von Tieren aus dem Ausland nach Deutschland benötigt man Papiere, sog. Traces.

 

Die Grundbedürfnisse von Hühnern

Hühner sind sehr soziale Tiere und sollten immer in einer Gruppe von mindestens 3 - 4 Tieren gehalten werden.

Neben der ausreichenden Versorgung mit gutem Futter und frischen Wasser benötigen sie ausreichend Bewegung an der frischen Luft in einem sicheren Umfeld mit Sträuchern und Büschen zum Schutz vor Greifvögeln, wo sie nach Herzenslust picken und scharren und Staub- und Sonnenbaden können. Zur Nacht benötigen Sie einen sicheren Stall mit einer Stange zum Aufbaumen.

 

4. Versorgung der Tiere und bedürfnisorientierte Haltung

  • Hühner benötigen neben Futter und Wasser auch Zusätze wie Mineralstoffe, Grit und ggf. Vitamine
  • Hühner lieben Leckerchen wie getrocknete Mehlwürmer und Sämereien, bitte nur sparsam anbieten
  • Ein Huhn benötigt durchschnittlich ca. 250 ml Wasser und ca. 120 g - 250 g ausgewogenes Hühnerfutter pro Tag, je nach Jahreszeit und Legeleistung auch mehr
  • Eine Fütterung mit Haushaltsabfällen ist nicht tierschutzkonform und nicht jeder Küchenabfall ist gesund oder erlaubt zu verfüttern
  • zur Versorgung der Tiere gehört auch die Gesundheitsprophylaxe, wie die regelmäßige Inspektion der Tiere (Kontrolle auf Ballenabszesse der Füße, Parasitenbefall oder Erkrankungen), das egelmäßige Impfen, entwurmen, und die Vorbeugung vor Parasiten (Milben, Kokzidien, Kalkbeine oder Würmer)
  • es besteht eine gesetzliche und moralische Verpflichtung, Tiere entsprechend tierärztlich behandeln und versorgen zu lassen und gesund zu pflegen, wenn diese krank oder verletzt sind (Tierärztliche Versorgung im Krankheitsfall)
  • das tägliches Kotkratzen vom Kotbrett, die regelmäßige (wöchentliche bis monatliche) Reinigung vom Stall in Abhängigkeit von der Einstreuwahl, die Entsorgung von Mist (Kotbrett) und schmutziger Einstreu gehören zur Hühnerhaltung dazu
  • eine turnusmäßige Grundreinigung, Desinfektion und das Kälken vom Stall erhält und fördert die Gesundheit der Tiere
  • eine nächtliche Sicherung der Tiere im Stall gegen Fressfeinde und gegen Schadnager ist unabdingbar

Die Ernährung der Hühner

Hühner dürfen ausschließlich im Hühnerstall gefüttert werden, dieses dient der Seuchenprävention und verhindert auch, dass Mäuse, Ratten, Tauben und andere Wildtiere angezogen werden. Es muss jederzeit Zugang zu sauberem Wasser gewährleistet sein, auch im Winter, wenngleich der Wasserbedarf im Sommer deutlich höher ist.

Ein Alleinfutter für Hühner wie Legemehl oder Pellets und ein Mineralfutter wie Grit sollte ad libitum zur freien Verfügung  stehen. Ergänzend können als Leckerchen Körner, Gemüse, Obst, getrocknete Insekten, Sämereien und Quark angeboten werden.

Für Hühner verbotene, unverträgliche oder sogar giftige Speisen wie Avocados, Fleisch, Haferflocken, rohe Kartoffeln und Küchenabfälle dürfen NICHT verfüttert werden. Vorsicht auch vor giftigen Pflanzen im Auslauf!

Während der Mauser, die wenige Wochen bis mehrere Monate dauern kann, ist auf eine besonders ausgewogene Ernährung, ergänzt durch Hefe, Sonnenblumenkerne und getrocknete Insekten zu achten.

Durch Tränkenzusätze kann man das Trinkwasser ansäuern und das Mikrobiom stärken und somit Krankheiten vorbeugen. Kräuter wie Oregano wirken sich positiv auf die Darmflora aus und helfen bei leichtem Durchfall.

5. Probleme in der Hobbyhühnerhaltung

  • Bei einer unüberlegten Anschaffung müssen die Hühner oftmals schnell wieder weg, wenn die erste Euphorie verflogen ist. Man sollte sich daher im Vorfeld überlegen, ob man eine dauerhafte Verpflichtung mit allen Konsequenzen eingehen möchte. Hat man eine Vertretung für den Urlaub, möchte man die nötige Zeit und das Geld für die Versorgung und Pflege über einen langen Zeitraum investieren? Hat man einen Plan B, falls es doch nicht so läuft wie man gedacht hat?
  • Falsche Haltungsbedingungen wie ein zu kleiner, dunkler oder ungesicherter Stall, schlechtes Stallklima, zu kleine oder matschige Auslaufflächen und fehlende Beschäftigung führen bei den oft vermeintlich anspruchslosen Hühnern zu Gesundheitsproblemen und Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus.
  • Die Anschaffung eines Huhnes ist oft nicht teuer, die Tierarztkosten hingegen schon. Viele Erkrankungen werden bei Hühnern erst spät erkannt, da Hühner die Symptome lange Zeit gut verbergen können. Auch eine falsche Fütterung z.B. mit Küchenabfällen macht Hühner krank. Mancher Tierhalter möchte sich die Kosten für den Tierarzt sparen, und so wird ein krankes Tier entweder falsch, nur unzureichend oder gar nicht behandelt, und stirbt in der Folge.
  • Tierverluste durch Beutegreifer wieder Marder, Fuchs oder Greifvogel können nicht zu 100% verhindert werden. Ein sicherer Schlafstall und in hoher Zaun mit Netz für den Auslauf minimieren das Risiko, dass die Hühner Beutegreifern zum Opfer fallen.
  • Schadnager stellen ein weiteres Problem in der Hühnerhaltung dar, denn das Futter lockt Ratten und Mäuse an. Ein Schadnagerkontrolle ist daher zwingend erforderlich, wenn die Tiere gesund bleiben sollen.

6. Pro und Contra Urban Chickenkeeping

Pro

  • man weiß, dass die Hühner artgerecht gehalten werden
  • im Idealfall baut man eine enge Bindung zu den Tieren auf und sie werden als Familienmitglieder geliebt
  • man weiß, was die Hühner gefüttert bekommen
  • man erhält leckere, frische Eier von bester Qualität
  • der enge Kontakt zu den Tieren ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und sehr unterhaltsam
  • Hühner sind Therapie für Körper und Seele und Trost bei Einsamkeit oder Krankheit
  • Hühner sind ein kinderfreundliches Haustier
  • Kinder lernen den sachgerechten Umgang mit Tieren und Verantwortung zu tragen
  • man hat regelmäßige Bewegung an der frischen Luft bei Wind und Wetter
  • Hühner vertikutieren den Rasen mit ihren Krallen und befreien ihn von Unkraut, Moos und Schädlingen (Larven, Maden, Schnecken)
  • Hühner produzieren mit ihrem Kot einen nährstoffreichen und stickstoffhaltigen Dünger 
  • bei Selbstversorgung erhält man Fleisch aus artgerechter Haltung

Contra

  • regelmäßiger Zeitaufwand (die Tiere müssen täglich, auch bei Wind und Wetter, Regen, Schnee und Sonne versorgt werden, auch wenn man keine Lust hat oder krank ist
  • man ist immer abhängig und kann nicht spontan verreisen, Urlaub ist nur mit Urlaubsvertretung möglich
  • die Hühner müssen morgens rauslassen  und abends zugesperrt und gezählt werden
  • Es gibt zwar automatische Türwächter, diese können die Hühner aber auch unbeabsichtigt aussperren
  • es kann Probleme mit Nachbarn durch Geräusche oder Geruch geben
  • der Freilauf muss gesichert und eingezäunt und ggf. vernetzt werden bei flugfreudigen Rassen oder zum Schutz vor Greifvögeln
  • Futter zieht Schadnager (Ratten und Mäuse) an, dadurch wird eine regelmäßige Schädlingsbekämpfung nötig
  • Hühner fressen auch Gartennützlinge wie Regenwürmer und Marienkäfer
  • Hühner haben ihre eigene Vorstellung von der Gartengestaltung und nehmen dabei keine Rücksicht auf Beete und Blumen, rupfen alles heraus und trampeln alles platt, hat man die nötige Gelassenheit und Toleranz das hinzunehmen?
  • man trifft eine verbindliche Entscheidung für eine lange Zeit: man sollte bedenken, dass ein Hühnerleben 5 bis 15 Jahre dauern kann, und man für diese Zeit eine Verpflichtung dem Tier gegenüber eingeht
  • der regelmäßige Unterhalt der Hühner kostet Geld, und man kann richtig viel Geld ausgeben, wenn man einmal mit dem "Hühnervirus" infiziert ist

6. Auflagen

Wer Hühner hält, hat auch Verpflichtungen

 

Führung eines Bestandsregisters

Wer Geflügel hält, hat ein Bestandsregister zu führen. Hier werden Zu- und Abgänge (mit Adressen der ab- bzw. aufnehmenden Personen) der Hühner eingetragen. Dieses kann auch elektronisch geführt werden. Die Unterlagen müssen 3 Jahre aufbewahrt werden.

 

Nachweisführung bei der Verwendung von Arzneimitteln bei der Haltung zu Lebensmittelzwecken

Behandlungen der Hühner mit Arzneimitteln (z. B. mit Entwurmungspräparaten oder Mitteln gegen Hühnermilben) müssen zudem aufgelistet werden, wenn Hühner zur Eierproduktion oder zur Schlachtung gehalten werden. Dann sind auch Nachweise über tierärztliche und ggf. eigene Behandlungen und der Erwerb und die Anwendung apothekenpflichtiger Tierarzneimittel zu dokumentieren, die Aufzeichnungen sind 5 Jahre lang aufzubewahren.

 

Schutzimpfungen gegen die Newcastle-Krankheit (=atypische Geflügelpest)

Alle Hühner müssen nach Angaben des Impfstoffherstellers durch einen Tierarzt gegen die Newcastle Krankheit geimpft werden, so dass ein ständiger Impfschutz der Tiere gewährleistet ist.

 Wenn in einem Bestand plötzlich viele Tiere auf einmal verenden, ist unverzüglich ein Tierarzt zu Rate zu ziehen oder eine Meldung beim zuständigen Veterinäramt zu machen, die toten Tiere müssen ggf. auf das Vogelgrippevirus oder andere leicht auf Hühnervögel übertragbare Krankheiten hin untersucht werden.

 

Abgabe und Verkauf von Eiern in kleineren Mengen

Bei Abgabe oder Verkauf von Eiern an Freunde oder Bekannte dürfen die Eier nur aus eigener Erzeugung und unsortiert an Endverbraucher abgegeben werden. Bis zur Abgabe müssen die Eier sauber, trocken, frei von Fremdgeruch gelagert und vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Das Mindesthaltbarkeitsdatum beträgt 28 Tage nach dem Legen. Ab dem 21. Tag nach dem Legen dürfen sie nicht mehr verkauft werden. Die Abgabe von Schmutz-, Knick- und Brucheiern ist nicht gestattet. Gebrauchte Eierkartons dürfen nicht wiederverwendet werden.

 

Es ist verboten, die Schnäbel und Flügel von Hühnern zu kupieren, Hühner auszusetzen, um sie zu entsorgen, und sie ohne Sachkenntnis zu töten oder zu schlachten. Auch die Einzelhaltung von Hühnern ist untersagt.