Ein Huhn ist kein Kanarienvogel - warum Carotin bei Hühnern nicht zur Gelbfärbung weißer Federn führen kann

Doch woher kommt der Gelbstich im weißen Gefieder einiger Hühner? 

Wir klären auf.

 

 

 

 

 

 

Dieses weiße Lachshuhnküken wurde vom ersten Tag an mit einem Carotinreichen Futter gefüttert und zeigt keinen Gelbstich.

Hühner sind keine Kanarienvögel!

Während Kanarienvögel genetisch dazu in der Lage sind, Farbstoffe in ihr Gefieder einzulagern, existiert bei Hühnern kein derartiger biologischer Mechanismus, der es ermöglichen würde, Carotin, ein natürliches gelbes Pigment aus zum Beispiel Mais, Möhren, Paprika, Tomaten, Gurken oder auch Gras in ihren Federn einzulagern. Daher werden alle Hühner mit weißer Gefiederfarbe, auch columbiafarbige, gesäumte, getupfte, gesprenkelte oder gesperberte durch Carotin im Futter nicht gelb. Carotin ist ein wichtiger Nahrungsbestandteil für Hühner und wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt, daher bezeichnet man es auch als Provitamin A. 

Hühner mit gelber Hautfarbe lagern aufgrund ihrer Genetik Carotin in der Haut, im Schnabel (Horn) sowie den Nägeln ein und Hühner mit orange-roten Augen in der Iris. Nicht jedoch im Gefieder!

Sonst wäre jedes weiße Huhn gelb. Weiße Wyandotten benötigen das Carotin für ihre gelben Läufe und Schnäbel, bei gleichzeitig strahlend reinweißem Gefieder, und weiße Lachshühner für die orange-roten Augen.

 

Weiße Federn bestehen wie alle Federn hauptsächlich (bis zu 80%) aus Beta-Keratin, einem wasserunlöslichen Strukturprotein, und sind nicht zu jedem Zeitpunkt ihrer Entwicklung weiß. Erst als trockene, ausgereifte, voll entfaltete, leblose Feder die kein Blut mehr führt und die von den Federspulen befreit ist, erscheint sie durch das auffallende Licht weiß. So lange sich jedoch noch die blutführenden Federkiele, die die Feder ernähren, aus der Haut schieben, und die Feder sich noch nicht entfaltet hat, ist das hellgelbe Keratin gut sichtbar.

Genetisch gibt es jedoch auch bezüglich des Keratins große Unterschiede bei weißen Hühnern, so bildet das eine Huhn blassgelbes Keratin und ein anderes ein etwas kräftiger gelbes Keratin. Durch Selektion sollten nur Tiere mit blassgelbem Keratin zur Zucht eingesetzt werden. Durch Fütterung lässt sich die Keratinfarbe jedoch nicht beeinflussen.

Da weiße Federn kein Pigment enthalten, ist es auch völlig unerheblich, ob das Huhn genotypisch silber- oder goldfarbig ist unter dem phänotypisch in Erscheinung tretenden rezessiven Weiß, da beide Elternteile das rezessive Weiß vererben müssen.

Die Genetik ist jedoch nicht immer zu 100% berechenbar, so führt gelegentlich ein durchlässiges rezessives Weiß dazu, dass sich gelbe und rote Phaeomelanine in Form einer hellen Weizenfarbe (eWh) zeigen. Das eWh-Allel führt zu einer Verdünnung des Eumelanins (schwarzes Pigment), wodurch eine Weizenfarbe entsteht. 

Auch können dunkelbraune bis schwarze Eumelanine in Form kleiner Spritzer auftreten. 

Hier hilft nur die Selektion der Elterntiere mit einer anderen Genexpression oder einem anderen e-Allel.

Bei Hühnern mit dominantem Weiß kann Gelbstich durch einen durchschlagenden Goldfaktor in Erscheinung treten, da dominantes Weiß nicht immer zu 100 % komplett pigmentfrei ist.

Hier hilft auch nur die Selektion der Elterntiere.

Die Fütterung hat in keinem Fall einen Einfluss auf die Farbe des weißen Gefieders.

Was macht nun weiße Federn gelb?

Hier ist das UV-Licht an erster Stelle zu nennen, besonders wenn nasse Federn in der Sonne trocknen. 

Dabei spielt auch die Federstruktur eine große Rolle, denn weiche Federn sind empfindlicher gegenüber UV-Licht als harte Federn. Besonders anfällig für Vergilbung ist das Kleingefieder der Konturfedern, vor allem das Schmuckgefieder (Halsbehang, Sattelfedern) bei den Hähnen.

Alle Federn die dem UV-Licht der Sonne ausgesetzt sind, können im Laufe der Zeit gelb werden.

Auch wenn sich das Tier nur im Schatten aufhält, entfaltet die UV-Strahlung ihre Wirkung, wenn auch mit 30 - 40 % nicht so stark wie in der direkten Sonne.

Federn, an die kein UV-Licht kommt, bleiben hingegen reinweiß ohne Gelbstich.

Das erkennt man gut, wenn man die oberen Deckfedern ein wenig zur Seite schiebt. Die darunter liegenden Federn sind silberweiß.

Der Einfluss der Sonne ist umso stärker, wenn die Federn zuvor nass geworden sind. Das zeigt den starken Einfluss der UV-Einstrahlung in Bezug auf die Gelbfärbung der weißen Federn, wobei trockene Federn weniger anfällig für Vergilbung sind durch UV-Licht.

UV-Strahlen bilden zusammen mit Wasser Wasserstoffperoxid, das die Federstruktur angreift, und das natürliche blasse Gelb des Keratins, aus dem die Federn bestehen, durchscheinen lässt.

Es ist allerdings auch keine Lösung, die Tiere in einem abgedunkelten Stall einzusperren, denn sie brauchen Licht, Luft und Sonne um gesund zu bleiben, und natürlich Gras, welches Carotinoide enthält.

Carotinoide sind nicht nur wichtig für Rassen mit gelben Läufen, und eine intensive orange-rote Augenfarbe, sie dienen auch als Fänger für freie Radikale, und spielen somit eine große Rolle für die Gesundheit der Tiere.

Es ist ein Irrglaube, dass Carotinoide das weiße Gefieder gelb verfärben.

 

Doch warum färben Carotinoide die weißen Federn nicht gelb?

Sind sie doch ein Vorläufer der Lipochrome, aus denen die Farbstoffe gebildet werden.

Farbstoffe spielen nur eine Rolle bei den Pigmentfarben der Federn, wo der Farbstoff homogen in der Federmasse verteilt ist.

Man unterscheidet bei den Pigmentfarben Melanine und Lipochrome.

Melanine sind  Phaeomelanine, die rotbraun bis gelblich erscheinen und dunkelbraune bis schwarze Eumelanine.

Sie bestimmen im allgemeinen die Gefiederfarbe der Hühner.

Lipochrome sind Zooxanthin (reines Gelb) und Zooerythrin (reines Rot).

Die Vorstufen dieser Farbstoffe (Carotinoide) müssen mit der Nahrung aufgenommen werden.

Sie bestimmen die Ausprägung des Daunengefieders gelber Küken, der Haut-, Lauf- und Schnabelfarbe gelbläufiger Rassen sowie der Farbe des Eidotters.

 

Weiß hingegen ist keine Pigmentfarbe, sondern eine Strukturfarbe.

Sie entsteht durch die Brechung und Streuung der auffallenden Lichtstrahlen in den Federzellen, aufgrund des Fehlens aller Pigmente.

Strukturfarben entstehen durch Lichtbrechungseffekte, was sich durch den Feinaufbau der Federn erklären lässt: das Licht bricht sich an den luftgefüllten Kästchenzellen, welches viele kleine luftgefüllte Hohlräume innerhalb der Hornschicht sind.

 

Ist kein Pigment vorhanden, erscheint die Feder weiß.

Durch die Kombination von Struktur- mit Pigmentfarben entstehen je nach Lichteinfall und -brechung brilliante blaue und grüne Farbtöne, irisierendes Violett, silbriger Glanz, sowie Schiller- und Seidenglanzfarben. Eingelagerte Melaninpigmente erscheinen  metallisch schillernd. 

Auch der Lack mit seinen verschiedenfarbigen Schillereffekten zählt zu den Strukturfarben, bedingt durch eine Veränderung der Federstrahlen (Radien). Bei schillernden Federn sind die Haken der Federn reduziert, so dass sich die Strahlen um 90° drehen können, und die flache Seite nach außen gewandt ist.

Alle Farbstoffe und Pigmente können nur während des Federwachstums in die Feder eingelagert werden, ist die Feder erst einmal ausgereift, wird sie nicht mehr mit Nährstoffen versorgt, die in der Lage sind die Farbe zu verändern. Ausgereifte Federn sind  leblose Strukturen aus Keratin, Farbänderungen können nur noch durch Abnutzung der Federränder entstehen.

Es gibt kein Futter, welches weiße Federn gelb macht, zu keinem Zeitpunkt der Federentwicklung, da weiße Federn kein Pigment / keinen Farbstoff enthalten!

 

Hat das Öl der Bürzeldrüse einen Einfluss auf das weiße Gefieder?

Nein, da das Öl der Brüzeldrüse bei Hühnern kein Carotinoid enthält.

Beim Einfetten des Gefieders mit dem Öl aus der Bürzeldrüse, vor allem im Zusammenhang mit Staub oder auch eisenoxidhaltigem roten Wasser, können die Federn mit einer Haftfarbe augenscheinlich oberflächlich gefärbt werden.

Einige Hühnerrassen haben keine Bürzeldrüse, sie  haben Puderfedern, die ein sehr feines, weißes, wachsartiges Pulver aus Keratin produzieren, das sich über die Federn verteilt, wenn das Huhn sich putzt, und die Konturfedern genau wie das Öl der Bürzeldrüse wasserabweisend macht.

Wenn das Öl der Bürzeldrüse ursächlich für die Vergilbung wäre, dürften schwanzlose weiße Hühner ohne Bürzeldrüse, wie z.B. Araucana im Vergleich zu weißen Hühnern anderer Rassen mit Schwanz, unter den selben Haltungsbedingungen keinen Gelbanflug aufweisen.

Genetisch betrachtet gibt es silberweiße Tiere mit grauem Untergefieder, sie scheinen weniger anfällig für Gelbanflug zu sein als weiße Tiere mit weißem Untergefieder, was an der unterschiedlichen Federstruktur liegt.

Einen ähnlichen Effekt durch das UV Licht kann man bei schwarzen Tieren feststellen, wo die schwarzen Federn sich unter dem UV-Einfluss braun verfärben, also ausbleichen. Mit der nächsten Mauser sind die Federn dann wieder schwarz.