Die Morphologie von Kreuzschnäbeln bei Geflügelrassen mit Bart

Kreuzschnäbel bei Lachshühnern sind ein bekanntes Problem. Verursacher ist das Knochenmorphogenetische Protein 4 (BMP4).

Durch gezielte Selektion der Elterntiere lassen sich diese jedoch auf ein Minimum reduzieren.

 

Das Auftreten von Kreuzschnäbeln bei Geflügelrassen mit Bart steht im Zusammenhang mit der Genexpression von BMP4, die für die Schnabelform verantwortlich ist. Das Gen Bmp4 kodiert für das Protein BMP4 (bone morphogenetic protein), ein so genanntes Knochen-Morphogenese-Protein, welches zur TGF-β-Superfamilie gehört. 

 

Der Hühnerschnabel spielt eine wichtige Rolle bei der Nahrungsaufnahme (Pickfunktion), dem Trinken (Schöpffunktion), der Körperpflege (Reinigung, Ordnung und Fettung des Gefieders, Staubbaden, Entfernen von Ektoparasiten), dem Sozialverhalten (Nackenbiss des Hahnes bei der Paarung, Picken und Beißen in der Hackordnung, Krähen, Lautformung) und verfügt er über einen Tastsinn.

 

Ein Kreuzschnabel ist eine Fehlbildung (Dysmorphologie) des Schnabels und stellt sich als deformierter Schnabel mit einer Fehlstellung von Ober- und/ oder Unterschnabel dar, sodass der Schnabel nicht passgenau geschlossen werden kann. 

 

Ober- und/ oder Unterschnabel sind in Bezug auf die Mittellinienachse von Wirbelsäule und Gesicht mehr oder weniger stark gekrümmt und weichen von der Längsachse seitlich ab.

Der Winkel kann dabei mit 1° bis weit über 45° Krümmung sehr schwach oder auch sehr stark ausfallen. 

Dabei können entweder der rechte, der linke, der obere oder der untere oder gleich mehrere Kieferknochen betroffen sein.

So kann der Unterschnabel normal geformt sein, und der Oberschnabel eine Krümmung nach rechts oder links aufweisen, der Oberschnabel kann normal geformt sein und der Unterschnabel eine Krümmung nach rechts oder links aufweisen. Sind sowohl Oberschnabel als auch Unterschnabel gekrümmt, wird dieses als Polarisationskreuzschnabel bezeichnet.

Er kann mit Anomalien von Schädel und Augen einhergehen, wenn auch das Skelett um den Augenbereich betroffen ist durch bestimmte Veränderungen in der Morphologie der Gesichtsknochen, wie einer Veränderung der Länge oder Breite des Knochens um die Augenpartie.

 

Der Kreuzschnabel kann schon beim Schlupf des Kükens vorhanden sein, oder sich erst nach einigen Wochen entwickeln, und ist immer mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate verbunden.

In seltenen Fällen kann sich ein beim Schlupf vorhandener Kreuzschnabel jedoch auch noch zu einem normal geformten Schnabel entwickeln.

 

Die genetische Disposition spielt eine wesentliche Rolle beim Auftreten dieser Fehlbildung.

So besteht ein Zusammenhang zwischen der Expression von BMP4 und der Entwicklung der kraniofazialen Knochen im Ober- und Unterkiefer. Die relative Expression von BMP4 ist bei Tieren mit Kreuzschnabel signifikant erhöht.

 

Aber auch ein Sauerstoffmangel bei der Bebrütung oder ein Nährstoffmangel im Brutei können das Auftreten eines Kreuzschnabels begünstigen, genau so wie Traumen nach dem Schlupf.

 

Auftreten: Sowohl Hahnenküken als auch Hennenküken sind annähernd häufig gleich betroffen. Ebenso treten rechte und linke Kreuzschnäbel fast gleich oft auf.

Kreuzschnäbel die den Unterkiefer betreffen treten öfter auf als die des Oberkiefers, Kreuzschnäbel die beide Kiefer gleichzeitig betreffen, treten am seltensten auf, sind aber mit den höchsten Komplikationsraten behaftet.

Fotos: Wachtelküken mit rechtem unteren Kreuzschnabel und schweren Anomalien von Schädel und Augen.