Robuste Lachshühner - oder doch nicht?

Sie sind das ideale Anfängerhuhn und sehen dazu noch chic aus.

Zutraulich, anspruchslos, robust, unkompliziert in der Haltung, sind sie ideal selbst für Familien mit kleinen Kindern, da sie ausgeglichen sind und keine Aggression zeigen, selbst wenn die lieben Kleinen sie laut schreiend jagen oder durch die Gegend tragen.

Dazu sind sie absolut winterhart und gute Eierleger, und das sogar im Winter, wenn alle anderen Rassen streiken, also ideal für die eigene Versorgung mit leckeren, ökologisch korrekt erzeugten Eiern.

Und sie ersparen einem natürlich auch das Rasenmähen, denn Gras steht auf ihrem natürlichen Speiseplan.

 

Doch stimmt das alles wirklich was man so hört und liest?

Räumen wir heute einmal mit ein paar Mythen auf, und schauen, was wahr ist und was eher frommes Wunschdenken.

 

Was stimmt denn nun, was man alles so von den Lachshühnern liest und hört?

Zugegebenermaßen sind wirklich ausgeglichen, zutraulich und nicht aggressiv, was sie zu einer der beliebtesten Rassen überhaupt macht.

Dazu sehen sie natürlich sehr besonders aus mit ihrem Bart, dem flauschigen Gefieder und den Federn an ihren Füßen.

Auch Kälte im Winter macht ihnen nichts aus, der Stall muss weder isoliert sein, noch benötigt man eine Wärmelampe, wenn es sich um ausgewachsene Tiere handelt. Selbst wenn sie durch die Mauser relativ nackig sind, kommen sie gut mit niedrigen Temperaturen klar. Regen diese doch gerade in der Mauser das schnelle Federwachstum an.

 

So weit, so gut.

 

Die meisten Hühnerneulinge sind erst einmal sprachlos, wenn sie zu uns kommen, und sehen, wie groß die Lachshühner sind.

'Auf den Bildern sahen sie viel kleiner aus!' bekommen wir regelmäßig zu hören.

Und sie sind nicht nur groß, sondern auch schwer.

Und sie brauchen Platz, viel Platz vor allem im Stall. Ein 'handelsüblicher' Hühnerstall reicht da meist nicht aus, stellen die meisten dann relativ schnell ernüchtert fest.

 

Lachshühner brauchen auch Platz im Auslauf, der idealerweise viel Wiese hat. Mit ihren großen Füßen und den Federn an den Außenzehen neigen Lachshühner nicht zum scharren.

Wer also eine Wiese hat, die groß genug ist, wird diese auch in einem recht gepflegten Zustand behalten.

Dennoch sollte die Wiese regelmäßig gemäht werden, denn langes Gras kann schnell zu einer schlimmen Kropfverstopfung führen. Ein Ersatz für den Rasenmäher sind Lachshühner also nicht.

 

Halten wir einmal fest: der Stall ist groß genug, am besten ein Gartenblockhaus, das bietet nicht nur genug Platz für Sitzstange, Kotbrett und Legenester, sondern lässt sich auch leicht reinigen, und bietet ausreichend Platz im Falle einer (potentiell jederzeit möglichen) Stallpflicht, hat man  eine gute Grundlage für die Haltung gelegt.

Im Winter, wenn es schneit bietet er den idealen Rückzugsort, und auch im Sommer heizt sich ein großer Stall nicht so schnell auf, wie ein Mini Fertigstall 'von der Stange'.

Denn Hitze vertragen Lachshühner überhaupt nicht.

Über 25 °C setzt ihnen schon mächtig zu. Die vielen flauschigen Federn, die sie im Winter vor Kälte schützen, wirken im Sommer wie eine Daunenjacke in der Sauna.

Daher ist es wichtig, dass die Tiere sich in feuchtem Boden unter Sträuchern abkühlen können, und dass der Stall nicht ungeschützt in der prallen Sonne steht. Ebenso sollte der Auslauf über schatten spendende Bäume und Sträucher verfügen.

Das alles lässt sich ja mit relativ einfachen Maßnahmen umsetzen.

 

Ist der Schock über die Größe und das Gewicht der Tiere und dem damit verbundenen Platzbedarf verdaut, wartet gleich die nächste Überraschung.

 

Lachshühner sind ein sog. Zwiehuhn, sie wurden gezüchtet für einen guten Fleischansatz, leichte Mästbarkeit bei dennoch passabler Legeleistung. Die Legeleistung ist ersten Jahr beträgt ca. 155 Eier. Aber nur, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind: so muss die Fütterung stimmen, und ohne Licht im Stall gibt es ab dem Herbst auch keine Eier mehr. Haben die Tiere nicht genug Wasser und leiden Durst, bedeutet dieses, ein Tag Wassermangel führt dazu, dass eine Woche lang kein Ei gelegt wird.

Ab dem zweiten Lebensjahr lässt die Legeleistung dann schon drastisch nach. Immerhin holt man sich mit Lachshühnern keine Legehybriden auf den Hof.

 

Das hört sich doch alles sehr vielversprechend an, oder nicht?

Also doch das ideale Anfängerhuhn.

 

Wenn da nicht... ja wenn da nicht die vielen kleinen und großen Problemchen wären.

 

Als wir uns unsere ersten Lachshühner gekauft haben, sagte uns der Züchter damals:

'mit den Lachshühnern kauft ihr gleich den Schnupfen mit!'

Ich habe das ein wenig belächelt, denn wir waren ja keine Hühner Neulinge.

Aber was das bedeuten sollte, bekam ich kurze Zeit später zu spüren.

Lachshühner sind bei weitem nicht so robust, wie viele denken.

Das gilt übrigens für viele Rassen.

Bei Regen würde man meinen, stellt sich ein Huhn unter. Ja, das machen die (meisten) Hühner auch.

Aber NICHT die Lachshühner. Vor allem die Jungtiere stehen im Regen und das flauschige Gefieder saugt sich voll wie ein Schwamm. Da ist der nächste Schnupfen vorprogrammiert.

Die gute Nachricht ist jedoch, wenn die Tiere älter werden, stellen sie sich unter und sind bei weitem nicht mehr so empfindlich wie die Jungtiere.

Schnee hassen die meisten Lachshühner. Sie setzen nicht einen Fuß für die Stalltür.

Hier zahlt es sich aus, wenn man einen großen Stall und eine von oben geschützte Voliere hat.

Sonst sitzen sie den ganzen Tag im Stall, das führt wiederum schnell zu einem Schnupfen.

 

Lachshühner sind wahre Meister im verbergen und verstecken. Ist ein Huhn krank, versucht es dieses so lange wir möglich zu verbergen. Bemerkt man erst, dass es einem Huhn nicht gut ist, ist es oftmals schon zu spät.

Das hört sich dramatisch an, und das ist es auch.

Aus einem einfachen Schnupfen wird schnell etwas schlimmeres. Daher sollte man bei den kleinsten Anzeichen, wenn etwas nicht stimmt, reagieren. Lieber einmal mehr zum Tierarzt fahren, als zu lange warten.

Hausmittel sind gut, aber in den meisten Fällen nicht wirksam, wenn man es zu spät bemerkt, dass etwas nicht stimmt.

 

Lachshühner sind sehr beliebt. Vor etlichen Jahren waren sie fast ausgestorben und standen in Kategorie I der Liste der bedrohten Arten ('Rote Liste').

Heute haben sich die Bestände wieder erholt, und sie stehen nur noch 'unter Beobachtung'.

Allerdings ist der Genpool sehr eng, da die meisten Tiere, wenn nicht sogar alle, aus der selben Linie abstammen. Selbst im (europäischen) Ausland findet man keine neuen Blutlinien.

Und das erklärt auch, warum Lachshühner ein wenig empfindlicher sind.

 

Jeder seriöse Züchter impft seine Tiere, und klärt die neuen Besitzer über mögliche Probleme im Vorfeld auf, so dass sich die Interessenten überlegen können, ob die Rasse für sie geeignet ist oder nicht.

Manchmal bietet es sich auch an, lieber ein erwachsenes Tier aufzunehmen, dass den Kinderkrankheiten schon entwachsen ist. Diese Tiere legen vielleicht nicht mehr so viel, sind aber robuster und charakterstark.

 

Während die meisten Lachshühner und -hähne lieb und zutraulich sind, gibt es aber auch Exemplare, die keine enge Bindung zu ihren Menschen aufbauen (wollen), und dieses auch ausdrucksstark kundtun.

Glucken gibt es bei den lachsfarbigen Lachshühnern nur sehr selten, wir hatten in 30 Jahren nicht eine einzige.

 

Die Lachshühner in weiß-schwarzcolumibia hingegen glucken regelmäßig, sind sehr viel robuster und zu 100% Anfängerfreundlich.

Sie zeigen keine Aggressionen, weder die Hennen noch die Hähne, das Gefieder ist straffer und saugt sich bei Regen nicht so schnell voll, was sie robuster macht.

Das liegt daran, dass dieser Farbschlag einen weiten Genpool hat durch Rückkreuzungen auf Dorking, Brahma und Sussex.

 

Sind Lachshühner also ein ideales Anfängerhuhn?

Die Lachshühner in weiß-schwarzcolumbia kann ich zu 100% und ohne Einschränkung auch einem Anfänger empfehlen.

Die lachsfarbigen Lachshühner nur bedingt, ich würde einem Anfänger in der Hühnerhaltung nicht dazu raten, zum Wohl der Tiere und um Frust gleich zu Anfang der Hühnerhaltung zu verhindern.