Die erhöhte Expression von Corticosteron und aggressives Verhalten bei Hähnen

Das Stresshormon Corticosteron ist ein Corticosteroid, das im Kortex der Nebenniere (Nebennierenrinde) gebildet wird, und das bei erhöhter Ausschüttung zu Aggressivität bei Hähnen führen kann. Durch gezielte Zuchtselektion kann man diesen Faktor ausschalten.

Aufgabe der Corticosteroide:

während Mineralocorticoide für den  Kalium-Natrium-Haushalt und damit den Wassergehalt des Körpers verantwortlich sind, werden Glucocorticoide wie Corticosteron für den Glucose-, Lipid- und Proteinstoffwechsel benötigt. Somit hat Corticosteron eine wichtige Aufgabe für den Organismus.

 

Die Vererbung und Ausbildung von Charakter und Agressivität im Zusammenhang mit der Expression von Corticosteron.

 

Zum einen entsteht Charakter durch die 'Natur' der Rasse, also durch ihre Gene, im speziellen Fall, wie viel des Steroidhormons Corticosteron genetisch exprimiert wird, zum anderen wird Charakter durch den Umgang und die 'Pflege' der Tiere beeinflusst.

 

Ein aggressiver, hektischer und lauter Umgangston wird sich auf ein Tier negativ übertragen, da er zu einer gesteigerten endogenen Glukokortikoid (Corticosteron) Ausschüttung  führt, ebenso, wie sich ein vertrauensvoller, ruhiger und liebevoller Umgang positiv auswirkt.  (Spiegelung des eigenen Verhaltens durch die Tiere.)

Ein jeglicher Reiz setzt einen entsprechenden Reaktionsablauf in Gang, wird der Reiz als Bedrohung angesehen, so resultiert daraus die endogene Glukokortikoidausschüttung mit einer entsprechenden Verhaltensänderung.

 

Viele Rassen, die aus den Europäischen Landrassen hervorgegangen sind, tragen noch heute die Gene ihrer wilden Vorfahren, die selbstbestimmt und wild gelebt haben, und die für ihr Überleben nicht auf den Mensch angewiesen waren. 

Zu diesen Rassen zählen u.a. Westfälische Totleger, Hamburger, Ostfriesische Möwen, Brakel, Brabanter, Italiener, Spanier, Rheinländer, Paduaner oder Ramelsloher.

Diese ursprünglichen europäischen Hühnerrassen sind meistens höher gestellt, schlanker und leichter als die schweren asiatischen und verwandten amerikanischen Rassen, und somit auch prädestiniert für Flucht und Kampf.

Die Körpermerkmale dieser Rassen werden zusammenfassend als „typische Landhuhnform“ bezeichnet.

Diese Rassen haben 'viel Temperament'.

 

Im Gegensatz dazu stehen die Asiatischen und verwandten Amerikanischen Rassen, die sich erst ab ca. 1850  in Europa etablieren konnten, und die sich vom Charakter wesentlich von den Landrassen unterscheiden.

Der Charakter der Asiatischen Hühnerrassen wurde in mehren tausend Jahren geprägt durch das enge Zusammenleben mit den Menschen. 

 

Das Haushuhn (Gallus gallus domesticus) stammt von der wilden Stammform des süd- und südostasiatischen Bankivahuhns / Ayam Bankiva (Gallus gallus) aus der Familie der Phasianidae, ab, welche zur Ordnung der Galliformes gehören. Anfänge der Domestikation fanden in Asien bereits um 2000 v. Chr. statt.

 

Im Laufe der Entwicklung haben sich vermehrt Tiere mit niedrigen Corticosteronspiegeln durchgesetzt, was ein unkompliziertes Zusammenleben mit dem Menschen erst ermöglicht hat.

Asiatische Hühner und ihre Nachfahren gelten als furchtlos, charakterstark, vertrauensvoll, gelassen, gemütlich und haben ein ruhiges Wesen.

Bis heute hat sich nichts daran geändert, dass Menschen und Tiere in Asien problemlos eng zusammenleben.

 

Lachshühner gehören zu den Asiatischen Hühnerrassen, sie sind extrem zahm, aber auch furchtlos.

 

Es liegt in ihrer Natur, dass Hähne ihre Hennen und Hennen ihre Küken vor Gefahren beschützen. Nicht nur Fremde können dabei als potentielle Bedrohung angesehen werden, auch die eigenen Bezugspersonen.

Ob ein Huhn / Hahn einen aggressiven Charakter habt oder entspannt ist, hängt auch mit dem Corticosteronstoffwechsel zusammen.

Corticosteron ist ein Stresshormon bei Hühnern, vergleichbar mit dem Cortisol bei Säugetieren. Hohe Corticosteronspiegel führen zu Agressivität aber auch zu ängstlichem Verhalten, wenn die betroffenen Tiere durch ranghöhere dominiert werden.

 

Während der Mauser ist der Corticosteronspiegel deutlich erniedrigt, da hohe Corticosteronspiegel einen negativen Einfluss auf die Proteinsynthese und die Federbildung haben.

Daher sind Hühner während der Mauser im allgemeinen ruhiger und träger und Hähne weniger aggressiv.

 

Man kann die Expression von Stresshormonen durch Zuchtauswahl positiv beeinflussen, indem man mit ruhigen, charakterstarken Hähnen und Hennen züchtet, die demnach über niedrige Cotricosteronspiegel verfügen. So erhält man auch ruhige und charakterstarke Nachzucht. 

 

Bis ein Hahn, auch hormonell, komplett erwachsen ist, und sich sein Charakter ausgebildet und gefestigt hat, sowohl in Bezug auf seine Gene als auch in Abhängigkeit von seiner Pflege, dauert es gut und gerne 1,5 - 2 Jahre.

Erst dann kann man eine gute Zuchtauswahl treffen.

 

Es ist von großem Vorteil, wenn ein ruhiger und besonnener Althahn in die Gruppe der hormonell noch nicht ausgereiften und unausgeglichenen Junghähne integriert wird, um die Junghähne zu erziehen.

Ein solcher Althahn wird ein ungebührliches Verhalten nicht tolerieren, die Junghähne werden im Gegenzug positive Verhaltenszüge des Althahns übernehmen (Lernen durch Nachahmen).

 

In diesem Zusammenhang sei zu erwähnen, dass ein ängstlicher Umgang mit einem jungen, unsicheren und charakterlich noch nicht gefestigten Hahn ein aggressives Verhalten desselben begünstigen oder sogar auslösen kann.