Escherichia coli - harmloser Darmkeim oder gefährlicher Krankheitserreger?

Warum und wann kann ein harmloser Darmkeim plötzliche Todesfälle oder schwere Krankheiten auslösen?

Escherichia coli, ein gramnetatives, säurebildendes, bewegliches Stäbchenbakterium aus der Familie der Enterobacteiaceae, ist ubiquitär, man findet es als Bestandteil der normalen Darmflora. Auch beim Geflügel gehört es zur normalen Darmflora mit ca. 1.000.000 Keime / g, wovon ca. 10% potentiell pathogene Serotypen sind.

Im Normalfall löst dieser Keim aber keine Krankheiten aus.

Warum aber passiert es nun doch in bestimmten Fällen?


Zumeist werden die schweren Krankheitssymptome oder Todesfälle durch enterotoxische Stämme (ETEC) oder enterohämorrhagischen E. coli (EHEC) ausgelöst.

Beim Geflügel sind es zumeist die Serotypen O1, O2, 35, 78 und O111.

Essentielle Virulenzfaktoren aviärer pathogener Stämme sind Fimbrien (Pili), Toxine, Siderophore (eisenbindende Verbindungen) und Hämolysine (zerstören die roten Blutkörperchen). Diese Serotypen sind zumeist Antibiotikaresistent.

Die Übertragung erfolgt zumeist aerogen über erregerhaltigen Staub, Kot oder das Wasser, sowohl horizontal innerhalb einer Herde, als auch vertikal über das Brutei, direkt oder indirekt über die Stalleinrichtung.

Tenazität: bis zu 1 Monat im feuchten Milieu, Boden, Wasser, getrocknetem Kot.

Bei 60 °C wird der Keim innerhalb von 30 Minuten inaktiviert, ebenso durch Desinfektionsmittel.

Inkubationszeit: 1 - 5 Tage.

Während durch konnatale Übertragung die Embryonen bereits im Brutei absterben können, oder die Küken kurz nach dem Schlupf, infizieren sich ältere Küken i.d.R. horizontal.

Bei erwachsenen Tieren handelt es sich fast ausschließlich um eine Faktorenkrankheit, Fehler im Haltungsmanagement, Stress durch zu hohen Tierbesatz, Ammoniakbelastung der Luft, Beginnende Legetätigkeit, sowie zusätzliche Infektionen bakterieller, viraler oder parasitärer Art.

In der Folge zeigt sich eine Septikämie (Coliseptikämie).

Symptome:

Apathie, aufgeplustertes Gefieder und Durchfall. 

Lahmende Tiere mit warmen, dicken Gelenken (primär Fersengelenk).

Hohe Embryo- und Kükensterblichkeit sowie vermehrt lebensschwache Küken mit Nabelentzündung (Omphalitis), rotem, geschwollenem Nabel, und nicht oder ungenügend resorbiertem Dottersack, Herzbeutelentzündung (Pericarditis), kümmerndes Wachstum, Durchfall.

Reduzierte Legeleistung bei adulten Hennen, angekündigt durch einen großen Anteil schalenloser Eier (Windeier).

Nach anderen respiratorischen Erkrankungen wie IB, oder Mycoplasmen ist auch eine Infektion des Respirationstraktes möglich: Symptome sind Niesen, Nasenausfluss, Atemgeräusche, Schwellungen im Kopfbereich; Luftsackentzündung, Bauchfellentzündung (Peritonitis), Herzbeutelentzündung (Pericarditis), Leberkapselentzündung (Perihepatitis).

Bei Befall der Gelenke: Synovitis, Osteomyelitis mit Bewegungsstörungen, Lahmheit und Gelenkschwellungen.

Bei Salpingitis (Eileiterentzündung) zeigen sich keine spezifischen klinischen Symptome, die Legetätigkeit wird eingestellt, teilweise zeigen die Hennen eine Pinguinstellung wie bei Legenot.

Die Erkrankung kann perakut bis akut verlaufen, auch mit plötzlichen Todesfällen.

Mortalität und Morbidität:

1 - 15%, bei akut septischem Verlauf bei Küken bis zu 60%.

Vorbeugende Maßnahmen:

Sauberkeit! Saubere Legenester, regelmäßige Desinfektion von Bruteiern und Brutmaschinen, schmutzige Eier dürfen nicht bebrütet werden, Reinigung und Desinfektion der Ställe vor Neubelegung.

Therapie:

Antiinfektiva nach Antibiogramm und Resistenztest.

Die Herstellung von Stallspezifischen Impfstoffen ist möglich.


Wiesengang fördert das Auftreten von Coliseptikämien bei jungen Hennen zu Beginn der Legetätigkeit.