Der Einfluss von Licht, Wärme und Farbe auf das Verhalten beim Geflügel

Exogene Faktoren die Federpicken und Kannibalismus begünstigen können

Jeder Geflügelzüchter weiß, worauf Küken und auch Hühner reagieren: die Farbe rot. Aus diesem Grund sind z.B. die Ränder der Tränken rot, damit die Küken schnell das Wasser finden, ebenso die Kükenfutterteller und die Futterautomaten. Rot hat somit eine Signalfarbe für Hühner. Das ist nichts neues.

Und auch bei rotem Licht verhält es sich nicht anders. Eine Rotlichtlampe spendet nicht nur Wärme sondern auch Licht. Rotes Licht, dass Küken und Hühner magisch anzieht.

Warum ist das so? Und was für Besonderheiten gibt es noch in Bezug auf Licht und Beleuchtungsquellen im Hühnerstall?

 

Licht ist gut, ebenso wie Wärme, aber beides kann auch durchaus Probleme bereiten: so kommen Küken bei einer Rotlichtlampe im Stall kaum zur Ruhe, das rote Licht hält sie nicht nur wach, sondern auch äußert aktiv. 

Wärme ist zwar primär gut für das Wachstum, aber zu viel Wärme, vor allem in Kombination mit zu wenig Sauerstoff und zu viel Ammoniak in der Luft, macht aggressiv.

 

Die falsche Beleuchtung kann zu schwerwiegenden Problemen bei der Aufzucht und Haltung führen.

Doch wenden wir uns erst einmal einigen grundlegenden Dingen zu.

 

Was ist Licht?

Licht ist elektromagnetische Strahlung, die aus Photonen, also Elementarteilchen (=Quanten) besteht. Sie wird in Wellen von einer Lichtquelle gesendet.

Als Licht bezeichnet man den für das Auge sichtbaren Teil der elektromagnetischen Strahlung mit Wellenlängen von 380 nm bis 750 nm. Das entspricht Frequenzen von etwa 789 THz bis 400 THz, wobei jede Wellenlänge einem Farbeindruck entspricht.

Die Spektralfarben des natürlichen Sonnenlichts reichen von kurzwelligem Violett (380–420 nm / 789,5–714,5 THz) über Blau (420-490 nm / 714,5–612,5 THz), Grün (490–575 nm / 612,5–522,5 THz), Gelb (575–585 nm /  522,5–513,5 THz), Orange (585–650 nm / 513,5–462,5 THz) bis zum langwelligen Rot (650–750 nm / 462,5–400,5 THz). 

An das sichtbare Licht grenzen Infrarotstrahlung mit Wellenlängen zwischen 780 nm und 1 mm und Ultraviolettstrahlung mit Wellenlängen zwischen 10 nm und 380 nm.

 

Während die Netzhaut des Menschen mit hoch sensitiven Stäbchen für das Sehen in der Dämmerung und drei verschiedenen Typen von Zapfen für das (im vergleich zu Hühnern unterentwickelte) Farbensehen (Trichromasie, rot, grün, blau) verschiedener Wellenlängen zwischen 410 und 680 nm ausgestattet ist, verfügen Hühner über zwei weitere Zapfentypen und können dementsprechend mehr Farben im Bereich von 320 - 700 nm unterscheiden als der Mensch. Des weiteren befinden sich bei Hühnern Öltröpfchen in den Zapfen der Retina. Aufgrund einer UV-durchlässigen Augenlinse erkennen sie auch UV-Licht und sog. Schillerfarben (Pentachromasie).

Das gibt ihnen die Möglichkeit zur Geschlechtsdifferenzierung, Individualdifferenzierung, sowie zur Futterbeurteilung.

Bei viel Licht können Hühner Farben gut unterscheiden, Dunkelheit schränkt das Sehvermögen jedoch stark ein.

Während Hühner auf kurze Distanz gestochen scharf sehen, können sie ab einer Entfernung von 25 - 50 m nur noch schlecht sehen, was erklärt, warum sie sich nicht weiter von ihrem sicheren Stall entfernen. Zur Scharfstellung der Sehkraft bewegt das Huhn den Kopf in der für ihn typischen Bewegung im Gehen.

Das sind aber nicht die einzigen Unterschiede in der Sehweise.

 

 

Fehlt bei einer künstlichen Beleuchtung im Hühnerstall, z.B. durch den Einsatz von Leuchtstoffröhren, der UV-Anteil im Lichtspektrum, nehmen Hühner die Umgebung nicht nur deutlich heller war, sondern sehen sie nur in den Komplementärfarben (Falschfarben).

 

 

Das Lichtspektrum von künstlichen Lichtquellen:

eine herkömmliche Glühlampe erzeugt eine sehr hohe Wärmeabstrahlung (Infrarot) im Verhältnis zur Lichtausbeute. Diesen 'Effekt' hat man bei einer Leuchtstoffröhre nicht. Jedoch ist das Lichtspektrum mit Peaks im blauen, grünen und gelben Bereich dem vom Sonnenlicht kaum vergleichbar, wobei die Lichtintensität (ideal 10-30 LUX, optimal 10-20 LUX, dauerhaft nicht weniger als 6 LUX) wesentlich wichtiger ist als die Wellenlänge des Lichtes.

 

Und es gibt noch einen weiteren, gravierenden Nachteil der Leuchtstoffröhren, der sich aus der Bildauflösung der Hühner ergibt.

Das Auflösungsvermögen des Hühnerauges ist mit bis zu 160 Hz größer als das des menschlichen Auges mit 15 – 80 Hz. Durch dieses Hochfrequenzsehen nimmt der Vogel langsamere Bild- und Lichtfrequenzen in Einzelbildern wahr und mit Wechselstrom (50 Hz / 100 Hz) betriebene Leuchtstoffröhren flackern ununterbrochen wie ein Stroboskop. Gegensteuern kann man mit Vollspektrum-Leuchtstoffröhren mit einem EVG (Elektronischen Vorschaltgerät), dass die Frequenz auf > 2000 Hz erhöht.

 

Dazu kommt, dass ein Huhn ein anderes Blickfeld hat als der Mensch: die seitliche Anordnung der Augen mit einem Gesichtsfeld von 360° ermöglicht den Hühnern zwar einen guten Rundum-Blick, macht ein räumliches Sehen aber unmöglich, zumal sich das Sichtfeldes beider Augen nur gering überschneidet. Ein räumliches Sehen wird erst durch das Hin- und Herdrehen (Positionierungsbewegungen) des Kopfes möglich, wobei das Objekt mit beiden Augen fixiert wird. 

 

Auch die Lichtfarbe hat einen Einfluss auf die Gesundheit der Hühner: während Hühner bei blauem Licht schlecht sehen, wirkt sich grünes und rotes Licht (620 nm), dass ein Huhn 3 - 4 mal so hell wahr nimmt wie der Mensch, günstig auf Hypothalamus und Hypophyse aus. UV-A und Schwarzlicht nimmt das Huhn 40 x so hell war wie der Mensch. Am sensitivsten gegenüber Farben sind Hühner vor Beginn der Legetätigkeit.

 

Hühner benötigen - altersabhängig - eine unterschiedlich lange Beleuchtungsdauer im Stall. Während Küken noch 20 Stunden oder mehr benötigen, reichen bei erwachsenen Hühnern 8-10 Stunden völlig aus.

 

Das Licht hat entscheidenden Einfluss auf den Lebensrhythmus eines Huhnes, es reguliert die innere Uhr und regelt den Wach-Schlaf-Rhythmus genau so wie die Aktivitäts- und Ruhephase, und das Fressverhalten.

Auch die Mauser wird durch das Verkürzen der Tageslichtlänge ausgelöst, da das Licht einen großen Einfluss auf die Hormone der Hypophyse und das Schilddrüsenhormon Thyroxin ausübt.

  

Eine falsche Beleuchtung kann im schlimmsten Fall zu Fehlverhalten, Krankheit und sogar Todesfällen führen (Aggressionsverhalten, Federpicken, Zehenpicken, Kannibalismus, Selbstverstümmelung, Eierverlegen, Unterernährung, Fußballenabszesse, Sohlenballengeschwüren, nekrotisierende Dermatitis).

 

Doch was sind nun die Gründe für Federpicken, Zehenpicken  und Kannibalismus?

Neben den nun folgenden Faktoren kommt auch der falschen Beleuchtung eine enorme Bedeutung zu:

  • Fehlversorgung mit Wasser, Futter, Mineralstoffen
  • Futter in Mehlform, dass dazu verleitet, Futterrest abzupicken
  • zu hohe Besatzdichte (Stallüberbelegung)
  • Schlechtes Stallklima, hoher Ammoniakgehalt in der Luft, zu wenig Sauerstoffgehalt, zu warm, zu schmutzig
  • Ungezieferbefall (rote Vogelmilbe, nordische Vogelmilbe, Federlinge)
  • fehlende Möglichkeit zum Sandbaden
  • Nervosität
  • Langeweile
  • starke Sonneneinstrahlung, grelles Licht

Wie kann man gegensteuern?

Indem man zum einen versucht, die auslösenden Faktoren auszuschalten, und durch vorübergehende Reduktion der Helligkeit im Stall (Licht aus, dimmen), oder Einsatz von rotem Licht ohne Wäremabstrahlung.

 

Mit einem gezielten Lichtprogramm kann man auch die Legetätigkeit steuern: mit einer Reduzierung der Tageslichtlänge kann einem zu  frühen Legebeginn entgegengewirkt, und negativem Verhalten der Tiere vorgebeugt und gleichzeitig das Eigewicht gesteigert  werden. Eine permanente Erhöhung der Tageslichtlänge stimuliert hingegen die Legetätigkeit.

Weil abruptes Licht Ein- bzw. Ausschalten Stress für die Tiere bedeutet, sollte bei Kunstlicht auch mithilfe einer speziellen Schaltung der Sonnenaufgang und Sonnenuntergang simuliert werden.

 

Für eine optimale Stallbeleuchtung kann man folgende Faktoren als wichtig erachten:

  • eine gleichmässige Lichtstärkeverteilung von 10 - 20 LUX im gesamten Stall für 8 - 10 Stunden, gedimmtes Licht im Bereich der Nester
  • Flimmerfreiheit der Lichtquelle, z.B. durch eine Vollspektrum-Leuchtstoffröhren mit einem EVG > 2000 Hz / LED Beleuchtung  mit UVA-Anteil
  • Dimmbarkeit der Lichtquelle
  • Angepasste Lichtfarbe (Vollspektrum--Leuchtstoffröhren / Tageslichtlampe)